Die Bibel als Norm?
Das Ringen um das Recht der Kirche in Streitschriften aus der Zeit des Investitu
für Rechtsgeschichte und Rechtst, Max-Planck-Insti
Erschienen am
01.09.2022, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Tiefgreifende Veränderungen im Umgang mit Texten kennzeichnen die Zeit seit der Mitte des 11. Jahrhunderts. Diese begünstigten die Verwissenschaftlichung des kirchlichen Rechts. Obschon weitgehend unbeachtet geblieben, sind die biblischen Texte von der methodengeschichtlichen Wende im Recht nicht ausgenommen. In diese Lücke stößt die Untersuchung. Am Beispiel der Streitschriftenliteratur wird aufgezeigt, welche Bedeutung dem Ringen um das rechte Verständnis der biblischen Texte für die Verwissenschaftlichung des kirchlichen Rechts einerseits und der Bibel für das Recht der Kirche andererseits zukam. Darüber hinaus bahnt sich im Streit mit und um die biblischen Texte eine Abkehr von der Gewohnheit als zentraler Denkfigur des frühmittelalterlichen weltlichen Rechts an. Die Wahrheit wird zum Paradigma einer neuen Zeit, das keineswegs nur die Kirche und ihr Recht veränderte. Profound changes in dealing with texts characterize the period since the middle of the 11th century. These changes were instrumental in advancing the scientification of ecclesiastical law. Although they have remained largely unnoticed, the biblical texts are not exempt from the methodological-historical turn in law. This study enters into this gap. Choosing dispute literature as an example, it shows the importance of the struggle for the correct understanding of the biblical texts for the scientification of ecclesiastical law on the one hand and of the Bible for the law of the church on the other hand. Moreover, in the dispute with and about the biblical texts, a turning away from custom as the central figure of thought of early medieval secular law is in the offing. Truth became the paradigm of a new age, exerting a crucial influence on the process of change of the church and its law.