‘Fast nackt‘, die letzten Texte des Regisseurs Hans Neuenfels, sind in vielfältiger Weise bewegend. (…) Sie zeigen in Prosatexten den Erzähler Neuenfels, der unglaublich verdichten, beschleunigen kann. Und in Gedichten den Poeten, dessen Sprachbilder nachwirken.
‘Fast nackt‘ ist schonungslos, aber nie trostlos. Voller Melancholie und zugleich voller Humor.
Neuenfels war immer schon ein Kämpfer für das Leben und das Lebenswerte wie Liebenswürdige daran. Das wird in den Texten, die in diesem Buch versammelt sind, fast kunterbunt und doch einem dramaturgischen Plan folgend, deutlich. Manchmal schmerzhaft. Manchmal so, dass man prusten könnte. (…) Diesen Drang zum Zirkus, zum selbstbestimmten, absolut autonomen Leben hat Hans Neuenfels sich bis zum Schluss bewahrt.
Hier wie in jedem anderen Text offenbart sich der geniale Regiekünstler als ganz großer Liebender. Ein beglückendes Buch.
Der Regisseur und Schriftsteller war immer ein glänzender Formulierer und Fabulierer und ist es auch in seinem Buch ‚Fast nackt‘. (…) Ohne Sentimentalität und Larmoyanz, dafür formsicher und humorvoll tagträumt und phantasiert der Schwarmgeist Neuenfels. (…) Zahlreiche schön ausgewählte Schwarz-Weiß-Fotografien aus jüngeren Jahren ergänzen die bei aller Traurigkeit ungemein hellen, wachen, anrührenden Texte, mit denen sich der Regisseur, der bis zum Tod an ihnen gearbeitet hat, von der Welt verabschiedete – um für immer in ihr zu bleiben.
Alles ist da: die klare Selbstwahrnehmung und die ebenso klare Weltsicht; die überbordende Gleichzeitigkeit von Furor und Empathie; die eigenwillige, aber immer stringente Dramaturgie im Kleinen wie im Großen; die erstaunliche Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge so unverschlungen wie irgend möglich auszudrücken. (…) Vermutlich hätte Hans Neuenfels auch als Autor bestehen können.
Wenn es jemanden gibt, der schon so oft fast gestorben ist und es doch nie tat, dann ist das der Theaterregisseur Hans Neuenfels.
Hans Neuenfels war unter den Theaterregisseuren des deutschsprachigen Bühnenbetriebs ein Mann, der nicht nur ‚umstritten‘ genannt wurde. Sondern auch einer, der selbst gern stritt und klug und leidenschaftlich argumentierte. (…) Er war ein Pionier, der Räume weit machte für eine Art Glücksucherei im Regieberuf.
Bis ins hohe Alter behielt Hans Neuenfels diesen unbedingten Willen, alles politisch interpretieren zu müssen und den Willen zur Aufklärung. Weggefährtin dabei: die österreichische Schauspielerin Elisabeth Trissenaar, die professionelle Partnerin war auf der Bühne in mehr als 60 Produktionen, und die zugleich der Lebensmensch war von Hans Neuenfels, eine unglaubliche Spanne von über 50 Jahren.
Diese wunderbare Mischung – schon im Vorwort braucht Neuenfels keine Seite, um von seiner Mandelentzündung zu Nietzsche zu kommen – macht dieses Buch zu einem Kunst- und Lebenswerk.