Beschreibung
Warum der barbarisch getötete Benito Mussolini auch nach seiner Hinrichtung jahrzehntelang weiterlebte und bis heute in Italien Anlaß für heftige Kontroversen über die Bedeutung der faschistischen Zeit ist.
Italien hat in einem kurzen Prozeß den Faschismus besiegt. Wird die deutsche mit der italienischen Aufarbeitung der faschistischen Zeit verglichen, ist dieser Satz häufig zu hören. Aber an dieser Feststellung ist jede Teilaussage falsch, zumindest jedoch sehr verkürzt. Die Photos mit dem Kopf nach unten auf der Piazzale Loretto in Mailand öffentlich ausgestellten toten Körper des Duce und seiner Geliebten Claretta Petacci gingen um die Welt. Man hat sie vor Augen und denkt, wie eindeutig – und brutal – doch die Italiener mit dem Faschismus abgerechnet haben. Dann aber liest man mit angehaltenem Atem die detaillierte Recherche des Turiner Historikers Sergio Luzzatto über den öffentlichen Umgang mit dem toten Körper des ‚Duce’ und ist gezwungen, sein Bild über die so radikale Abrechnung der Italiener mit dem Faschismus zu revidieren. In der in Italien seit vielen Jahren heftigen Kontroverse über die Bedeutung der ‚Resistenza’ im Kampf gegen die Nazi-Okkupation und den Faschismus teilt Luzzatto weder die Position der ‚rechten’ Duce-Nostalgie noch der ‚linken’ Verklärung des angeblichen massenhaften Widerstands gegen Nazi-Okkupation und Faschismus. Statt dessen versucht er mit einer sehr detaillierten, vor allem aber unkonventionellen Recherche über das ‚Nachleben des toten Mussolini“ einen anderen Blick auf die bis heute die politische Kultur Italiens prägende Zeit des Übergangs vom Faschismus zur Demokratie.