Beschreibung
Warum angesichts der Fülle von kompromittierenden Fakten, die bis heute über die Kirche zusammengetragen worden sind, ein weiteres christentumskritisches Buch? Eine Kritik an den gesellschaftlichen Ausdrucksformen der Kirche ist nötig. Wichtiger aber ist, die geistigen Strukturen und Potentiale aufzudecken, die solche Giftblüten hervorbringen. Thema dieses Buches ist also weniger, was die Kirche tut, sondern, warum sie es tun muß. Nicht so sehr ihr Erscheinungsbild interessiert, sondern ihr Wesen. Nicht ihre Entgleisungen, sondern ihre Stoßrichtung. Nicht was sie verbrochen, sondern was sie dabei beseelt hat.
Der Leser sei vorgewarnt: Hier tun sich Abgründe auf, wovor ihm vielleicht bisher Halbwissen, Auswendiggelerntes, fromme Fiktion und Desinteresse den Blick verstellt haben. Scheinbar trockene dogmatische Zusammenhänge erweisen sich als abenteuerliches Labyrinth, lehramtliche Statements klingen plötzlich wie Regieanweisungen zu einem Actionthriller, biblische Slogans verschlagen selbst Hartgesottenen die Sprache, theologische Details erhalten ein bedrohliches Gewicht. Alles fügt sich zu einem unheilschwangeren Ideensystem, das aber paradoxerweise weniger von den linientreuen Funktionären dieser Ideologie als vielmehr von den sogenannten modernen Christen am Leben gehalten wird.
Doch sind die Verheißungen dieser Religion nicht gar zu tröstlich, um falsch zu sein? Oder ist der christliche Glaube gefährlich?
Rezension
Als der Jesuit Friedrich von Spee zu Langenfeld 1631 seine Cautio Criminalis herausgab, mußte er anonym bleiben, um sich nicht der tödlichen Verfolgung durch Kirche und Staat auszusetzen. - Daß sich 1998 in Deutschland ein Autor von Format, der über subtilste Kenntnis, scharfsinnige Logik, überzeugende Stringenz und unverkannbare Integrität verfügt, aus Gründen der Sicherheit und um seine Existenz nicht zu gefährden, bei seiner geistvollen Analyse des Christentums hinter dem Pseudonym “Theo Logisch” verbergen muß, entlarvt die uns in den Artikeln 3 (3), 4 (1) und 5 (19 des Grundgesetzes zugestandenen Rechte als Farce, unsere Demokratie als verkappte Theokratie und Ecclesiokratie, macht die wahren Herrschaftsstrukturen in unserem Staat deutlich.
In meinem Buch “Denn es steht geschrieben” (Münster 1998) formulierte ich auf Seite 88 ein Desideratum:?“Es wäre notwendig, endlich einmal eine Psychologie des Christentums zu schreiben, un d zwar nicht eine solche an Hand historischer Fakten und geschichtlicher Gestalten, sondern eine evangelium-immanente, die zu erweisen hätte, was eigentlich die dort aufgestellten Maximen folgerichtig zu bewirken angelegt sind.” Daß mein Wunsch noch im gleichen Jahr in Erfüllung gehen würde, konnte ich nicht ahnen, erst recht nicht, auf wie unübertrefflich hervorragende Art; denn der Verfasser stützt seine einem Röntgenbild vergleichbare gründliche Analyse nicht nur auf die “Heilige Schrift”, die Bibel des AT und NT, sondern ebenso auf die lehramtlichen Dokumente der Kirche, und zwar von den ersten Konzilien und päpstlichen Lehrverkündigungen bis hin zum II. Vatikanischen Konzil und den letzten Enzykliken des jetzigen Papstes.
Bei all dem geht es dem Verfasser weniger darum, was die Kirche getan hat und tut, also nicht um Darstellungen, wie wir sie etwa von Deschner, Herrmann, Kahl und Schmitz gewöhnt sind, sondern warum sie es unausweichlich unfehlbar tun muß. Es geht hier also nicht so sehr um das allbekannte verwerfliche Erscheinungsbild der Kirche, als vielmehr um ihr ungleich verwerflicheres eigentliches Wesen, nicht in erster Linie um ihre durch die Jahrhunderte hin praktizierten Verbrechen als vielmehr um das, was sie dabei beseelte, was sie aus ihrem Selbstverständnis und ihrer Struktur heraus dazu trieb und was deshalb als akute oder latente Gefahr weiterhin über den Köpfen der Menschen wie ein Damoklesschwert hängen bleibt, solange diese Kirche als politischer Machtfaktor existiert.
Wir haben damit nicht nur das - meines Wissens - bisher entlarvendste Buch über das Christentum vor uns, sondern auch das genialste: klar und stringent aufgebaut, übersichtlich gegliedert, in einer lauteren, ohne weiteres eingängigen Sprache formuliert, in kleinere, leicht faßbare Unterkapitel eingeteilt, die das (nach Umfang und Inhalt) ungeheure Material gut lesbar und unmittelbar einsichtig machen, mithin eine didaktisch hervorragend aufgebaute, umfassende, eigentlich lückenlose Bestandsaufnahme von Christentum, Kirche und Christenheit, insofern nämlich, als hier Wesen und unaufhebbare, unveränderbare Grundstrukturen freigelegt werden.
Wohltuend berührt die äußerst zurückhaltende, dennoch punktuell zupackende, nicht selten witzige Polemik des Verfassers, treffend und erfrischend zugleich. Beißende Ironie setzt der Autor ein, wo er den Zynismus der Kirche entlarvt. Scharfsinnig legt er die Traditionsstränge von?Dogmen und Lehrverkündigungen sowie ihre innere Logik als ein in sich stimmiges?Lehrgebäude frei, das jedoch jeder Vernunft und Humanität Hohn spricht, “mit Wissenschaft, Vernunft, Toleranz, Gleichberechtigung und Demokratie prinzipiell unvereinbar” (S. 398), die “in ungebrochener Kontinuität bedingungslose Unterwerfung der Vernunft unter den Glauben” (ebda.).
Die Fülle der behandelten Themen läßt sich hier nicht aufzählen. Durchgängig wird - und nicht nur im ersten Großkapitel - die Korruption des?Geistes von ihrer infamen Strategie her nachgewiesen. Als Beispiel sei die Lehre von der Erbsünde genannt, die als Dogma aus jener dubiosen Paradiesesgeschichte entwickelt wurde, nach der Eva, die vorgeblich erste Frau, Gott den Gehorsam verweigerte und vom “Baum der Erkenntnis” aß. Die daraufhin auf die gesamte Menschheit projizierte “Erbsünde” zieht nicht nur den Opfertod Christi nach sich, sondern die Diffamierung jedes neugeborenen Kindes. Diese wiederum macht für jeden Menschen die Taufe als Exorzismus, die Austreibung des Teufels aus dem Säugling, unabdingbar notwendig.
Mit der Taufe schließlich wird jeder Mensch der Kirche lebenslang geistig hörig, als erlösungsbedürftiger Sünder verfügbar. Aus dem wissenschaftlich längst widerlegten Schöpfungsbericht und der daraus folgenden Paradiesesgeschichte leitet die Kirche die Besessenheit jedes Neugeborenen, die Sündigkeit jeder gebärenden Frau ab und gründet auf diesen monströsen Unsinn (Erbsünde und Erlösungsbedürftigkeit) bis heute ihre Macht und Menschentyrannei.
Kein anderes Buch macht meines Wissens das Monstrum Christentum als korruptes Geisteskonstrukt sowie als gesellschafts- und staatsgefährdenden Machtfaktor, aber in sich konsequent und logisch stimmig, einsehbar (und zwar in des Wortes doppelter Bedeutung) wie diese Werk des sich hinter dem Pseudonym “Theo Logisch” verbergenden verdienstvollen Verfassers.
Insofern handelt es sich hier um ein Politikum ersten Ranges, um einen nützlichen Navigator, der uns zeigt, wo wir uns eigentlich befinden und wohin wir immer noch steuern. Die “Väter des Grundgesetzes” versäumten leider das “principilis obsta” des Ovid; aber wie waren nicht die ersten. Die Korruption des Geistes durch das Christentum zieht sich durch die gesamte abendländische Geschichte und leider auch Geistesgeschichte, und sie dauert machtvoll fort. Der Beweis ist mit diesem Buch erbracht.
Rainer Schepper, Münster
Inhalt
Vorwort 11
Abkürzungsverzeichnis 15
Einleitung 21
1. Worum es geht 21
2. Die Quellen der Glaubenslehre 25
3. Was heißt hier Dogma? 29
4. Aufbau des Buches 32
5. Fazit 34
I. Die Korruption des Geistes 37
6. Die Strategie 37
7. Die dressierte Vernunft 38
8. Vom „leeren Trug“ der Wissenschaft 41
9. Die dressierte Wissenschaft 45
10. Die blamierte Religion 49
11. Abweichender Vernunftgebrauch ist des Teufels 54
12. Kurzschlüsse und Schleichwege der Glaubenslogik 57
13. Grenzen der Vernunft -
grenzenloser Anspruch des Glaubens? 62
14. Das totalitäre, aggressive Prinzip des Glaubens 65
II. Die Hüterin der Wahrheit 67
15. Von der Korruption zur Kontrolle 67
16. Die Kirche ernennt sich selbst 69
17. Irrtum ausgeschlossen 72
18. Amtskirche versus Volkskirche? 73
19. Das Lehramt 76
20. Das Dogma, der Gläubige und sein Glaubenssinn 80
21. Kann sich ein Dogma entwickeln? 82
22. „. den Menschen aller Zeiten
und aller Orte angepaßt“ 85
23. Richtige Glaubenshaltung gegen
„voreilige Besserwisserei“ 89
24. Und wo zum Teufel bleibt das Gewissen? 92
25. Mägde des Lehramts: Die Theologen 95
26. Was kostet die Theologie
das „Geschenk der Wahrheit“? 97
27. Warum Theologie nicht befreien kann 101
28. Der organisierte Glaube
ist kein Selbstbedienungsladen 103
29. Es gibt keinen billigen Ausweg 105
30. Das Monopol der Schriftauslegung 106
31. Wem nützt die „Heiligkeit“ von Schriften? 108
32. Ist die Bibel ein orientalischer Basar? 109
33. Der Fluch der Heiligkeit der Schrift 112
34. Zusammenfassung 114
III. Die vollkommene Gesellschaft 117
35. Der Schafstall: Ein exklusiver Club 117
36. Der mystische Leib und die Braut 119
37. Das auserwählte Volk 121
38. Das geordnete Kriegsheer 122
39. Warum das gemeinsame
Priestertum eine Gemeinheit ist 124
40. Eine Gesellschaft von Ungleichen 125
41. Die heilige Rangordnung 128
42. Die Crème der heiligen Hackordnung 133
43. Die Testamentsvollstrecker Gottes 135
44. Der Pontifex maximus und seine minderen Brüder 137
45. Die Diktatur des Petriarchats 141
46. Und das Volk? 143
47. Warum ist der Papst unfehlbar? 144
48. Papa Superstar: Von autoritär bis totalitär 145
49. Die makabre Konsequenz des katholischen
Unfehlbarkeitswahns 148
50. Das Problem ist das System 150
51. Ist die Kirche durch personelle Glücksfälle
noch zu retten? 151
52. Zusammenfassung 154
IV. Die Alleinseligmachende und die Unseligen 157
53. Die Logik des Terrors 157
54. Kleine Psychologie des Heilsbringers 159
55. Der Glaube - ein absolutes Muß 164
56. Niemand kann außerhalb gerettet werden 168
57. Der ideologische Binnenfeind 175
58. Hintertürchen zum Heil? 178
59. Ewiges Leben im Discount-Verfahren? 181
60. Und das Heil innerhalb? 183
61. Werbetricks für die Ware Religion 185
62. Frohe Botschaft - Diktat des Schreckens 187
V. Tatort Bibel 191
63. Es stand in der Bibel. 191
64. Biblische Ursprünge der aggressiven Heilsführerrolle 195
65. Das Blut des neuen Bundes 197
66. Apokalyptische Phantasien der Bundesgenossen 200
67. Neutestamentlicher Antisemitismus 201
68. Kirchengeschichtliche Folgen
der heiligen Hetzschriften 203
69. Wie tolerant war Jesus? 204
70. Die dunkle Seite des jesuanischen Weltbildes 208
71. Der Exorzist 210
72. Jesus als Fundamentalist 211
73. Null der Geschichte oder „geistige Atombombe“? 213
VI. Heilsmagie und Sakramentenzauber:?
Einstiegsdroge Christentum 215
74. Universelle Zwangsneurose? 215
75. Sakramentale Magie 217
76. Prägemal gegen Schandmal 221
77. Erbauliches Ritual oder Instrument der Machtpolitik? 223
78. Initiationsriten am laufenden Band 228
79. Die Schlachtorgie 230
80. Verwandlungszauber 231
81. Kannibalismus auf katholisch 235
82. Okkultes fürs Volk 238
83. Große und kleine Exorzismen 240
84. Christlicher Okkultismus und Wissenschaft 242
85. Von spirituellen Drogen und Placebos 248
86. Reigen unseliger Geister:
Die ideologische Konkurrenz 255
87. Exkurs: Das Christentum im Vergleich 259
VII. Kirchengewalt gegen Frauen 265
88. Die Frau - das bekannte Unwesen 265
89. Die Ordination der Frau ist gegen
die göttliche Heilsordnung 268
90. Das christusunförmige Weib 274
91. „Progressive“ Einwände gegen
das Weiheverbot für Frauen 276
92. Frauen endgültig und unfehlbar kaltgestellt 278
93. Die Bibel - eine sexistische Hetzschrift? 280
94. Nur Abglanz des Mannes 282
95. Die heilige Handschrift in Männerphantasien 285
96. Unflätiges von Kirchenvätern 286
97. Die Würde der Frau auf katholisch 287
98. Frauliche Eigenart und weibliche Unarten 292
99. Mutterschaft heilsmystisch 296
100. Das Marianische Modell 298
101. Wie Frauen das Patriarchat stützen 305
102. „Feministische Theologie“ 309
VIII. Liebe, Sex und das siebente Sakrament 313
103. Let's talk about. katholische Sexualmoral! 313
104. Der Glanz der Wahrheit 314
105. Wider den moralischen Anarchismus
bockiger Schafe 317
106. Fromme Schlupflöcher 320
107. Moraltheologie auf Abwegen 325
108. Der Schlüssel zur Sexualmoral 329
109. Seid fruchtbar und keusch! 332
110. Gummi-Paragraph, Rückzugsverbot und Lustprinzip 336
111. Verantwortliche Elternschaft
nach Familiaris und Konsorten 340
112. Kleinere Übel: Elend, Aids und Hungertod 343
113. Außersakramentaler Sex 348
114. „Freie Liebe und andere Entartungen“ 351
115. „Am Anfang war das nicht so“ 354
116. Wie werde ich den Ehepartner
mit kirchlichem Segen doch noch los? 360
117. Todsünder an den Tisch des Herrn? 365
118. Vom seligeren Stand der Jungfräulichkeit 370
119. Zölibatäre Perversitäten 375
120. Unzucht mit sich selbst 377
121. Schwule bald am Traualtar? 379
122. Von Amoral bis Zucht: Zusammenfassung 385
Anhang:?Der Gottesstaat im Staat 389
123. Staatskirchlicher Filz 389
124. Was die Kiche einnimmt
und was sie sich herausnimmt 392
125. Rückblick und Ausblick 397
Anmerkungen/Literatur 399
Register 427