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Im Gebiet des Unneutralen

Schweizerische Buchzensur im Zweiten Weltkrieg zwischen Nationalsozialismus und Geistiger Landesverteidigung

Erschienen am 01.12.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783034009768
Sprache: Deutsch
Umfang: 384
Format (T/L/B): 23.0 x 16.0 cm
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

5315 Schriften hat die schweizerische Buchzensur von September 1939 bis Mai 1945 begutachtet – darunter Werke von Adolf Hitler, Winston Churchill und Stalin bis hin zu Schriften von Max Frisch, Erich Fromm und Bertolt Brecht. Konkrete Kriterien für die Zensur gab es dabei nicht. Die Zensur stand im Dienst der schweizerischen Neutralitätspolitik und war Teil der 'Geistigen Landesverteidigung'. Gegen die totalitäre Diktatur in Berlin trat man an, die Unabhängigkeit und damit auch die Meinungsfreiheit der Schweiz zu schützen. In Wirklichkeit standen die Zensoren – stellvertretend für die Schweiz insgesamt – aber unter dem Dauerkonflikt, dem nationalsozialistischen Deutschland die Gegnerschaft zu zeigen und gleichzeitig die kulturellen Wurzeln eines grossen Teils der Schweiz nicht zu verleugnen. Deshalb zeigen die Gutachten der Buchzensur sowohl heftige Kritik an der menschenfeindlichen Politik des NS-Staates als auch Zustimmung zu Handeln und Verhalten des nördlichen Nachbarn.Die Arbeit der Zensur entpuppt sich als ein Ort der Auseinandersetzung der Schweiz mit der sie umgebenden Welt und ganz besonders mit Deutschland, wo erprobt, erörtert und bestimmt werden konnte, was für die damalige Schweiz sag- und denkbar war und was nicht. In welchem Ausmass diese Grenzen des Sagbaren durch die kulturelle Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland bestimmt wurden, ist erst teilweise untersucht, der Widerstandsmythos hat dies während Jahrzehnten verhindert.

Autorenportrait

Stefan A. KellerStudium der Geschichte, Germanistik und Soziologie in Zürich, Berlin und Frankfurt/Oder. Seit 2005 Dozent am Historischen Seminar der Universität Zürich sowie tätig im Bereich Internettechnologie und universitäre Lehre (E-Learning).

Inhalt

InhaltEinführung: 'Madame la Censure n'aime pas les bobards…'- Im Diskurslabor der Zensur- Die Schweiz und das nationalsozialistische Deutschland- Zur Zensur im Zweiten Weltkrieg- Aufbau und MethodeI. Die Schweiz im Kontext von Nationalsozialismus und Weltkrieg- Die Schweiz in der Zwischenkriegszeit (1919–1939)- Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg (1939–1945)- Neutralität- Geistige Landesverteidigung2. Schweizerische Zensur im Zweiten Weltkrieg. Vorgeschichte, Theorie und Grundlage- Zensurkritik und Aufklärungsphilosophie- Zuschreibungen: Die Zensur als Mittel zur Rettung der Pressefreiheit- Zur Problematik des Zensurbegriffs- 'New Censorship' – diskursanalytische Perspektiven- Die schweizerische Kriegszensur: Voraussetzungen- Die Abteilung Presse und Funkspruch 1939–19453. Buchzensur und organisierter Buchhandel. Korporatismus und Selbstdisziplin- Buchzensur und Literaturlenkung im NS-Staat- Nationale Literatur und Geistige Landesverteidigung- Ideologische Garantien gegen staatliche Produktion- Die Sektion Buchhandel4. Selbstorganisation der Bürger. Die Experten der Sektion Buchhandel- Der Experte im politischen System der Schweiz- Die Gruppe der 'Bücherexperten'- Selbstorganisation der Eliten5. Die Schweiz und die europäische Einigung. Nachkriegs- und Zukunftsszenarien in der Zensur- Dei Schweiz und die europäische Idee- Das 'Neue Europa' des Nationalsozialismus und die 'Erneuerung' der Schweiz- Nachkriegsszenarien im Zeichen von Demokratie und Sozialismus- Die Schweiz als Vorbild für ein geeintes Europa- Der Untergang der Eidgenossenschaft6. Zensur im Zeichen des Holocaust. Humanitäre Tradition, NS-Rassenpolitik und helvetische Bevölkerungspolitik- Die Schweiz und der Holocaust- Schweigende Skepsis (1939–1942)- Die Realität des Holocaust (1943–1945)- Neutralität versus Solidarität7. Neutralität und Ästhetik. Kunst in der Zensur- Literatur zwischen Avantgarde und Reaktion- Kunst in der Zensur- Die Fiktion im Fiktionalen8. Neutralität und Objektivität. Die Zensur wissenschaftlicher Literatur- Objektivität und Geistige Landesverteidigung- Wissenschaft in der Zensur- Die Mimikry des NeutralenSchluss: Das gespaltene Bewusstsein- Zur Frage des autonomen Nachvollzugs- Neutralität und gespaltenes Bewusstsein

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