Beschreibung
Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991/92 sollte das deutsche Aufbauhilfeprogramm TRANSFORM in den ehemaligen Sowjetrepubliken den Übergang zu „Marktwirtschaft und Demokratie“ fördern. Ein zentrales Instrument stellte das deutsche Handwerk dar.
In Russland betraten die deutschen Institutionen damit ein ideologisch aufgeladenes Feld: Remeslo – die russische Übersetzung für „Handwerk“ – war Teil der sowjetischen Ideologie. Nach deren Wegfall formierten sich im postsowjetischen Russland Diskurse zur Frage nach einer neuen „nationalen Idee“. Indessen hat auch Handwerk als „deutsche Wertarbeit“ eine ideologische Dimension, die so genannte Handwerkskultur gilt als Sinnbild für Freiheit, Moral und Stabilität. Waren das nicht die Werte und Ideale, die Russland in den 1990er Jahren aus dem „Westen“ übernehmen wollte? Was geschah im Neuen Russland mit dem Transferangebot Handwerk?
Die Autorin untersucht die Konstruktion nationaler Identitäten durch Transferprozesse und zeichnet die russische Verarbeitung des deutschen Aufbauhilfeprogramms aus translations- und kulturwissenschaftlicher Sicht nach.
Autorenportrait
Katharina Geißendörfer (*?1983) studierte Russisch am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim. 2023 wurde sie dort zum Dr. phil. promoviert. Seit 2012 arbeitet sie im Bereich des Wissens- und Technologietransfers in der beruflichen Bildung zwischen Deutschland, Russland und der Ukraine.