Beschreibung
Die „Malachitschatulle“ und andere Volkserzählungen aus dem Ural von
Pawel Bashow genießen in Russland eine ähnliche Wertschätzung wie die
Märchen der Gebrüder Grimm im deutschen Sprachraum. Die Autorin
Heide Damaschun geht dem Ursprung dieser Geschichten nach. Vor
dem Hintergrund der atemberaubenden Natur und der unvorstellbaren
Rohstoffreichtümer des Mittleren Urals, deren Erschließung sich Peter
der Große persönlich widmete, hinterfragt sie die sozialen Verhältnisse
im Kupfererzbergbau des 18. und 19. Jahrhunderts.
Warum wurden gestandene Bergleute ausgepeitscht und niemanden
kümmerte das? Wie kam es, dass ein Menschleben nichts wert war, und wie
konnte es sein, dass die Menschen das hinnahmen ohne aufzubegehren?
Wahrscheinlich, weil sie in die Welt der Mythen und Sagen flüchteten.
Ein außergewöhnliches Phänomen in der uralischen Erzähltradition ist
es, dass die Bergleute und Malachitschneider selbst zu Erzählern über ihr
Leben im Bergwerk oder der Malachitwerkstatt wurden. Pawel Bashow
ist es zu verdanken, dass die Kupferbergerzählungen oder die Gestalt
der Herrin des Kupferberges noch heute im Ural höchst lebendig sind.
Die Leser erwartet auch eine bisher nicht in das Deutsche übertragene
Erzählung Bashows.
Die Malerin und Grafikerin Marika Voß interpretiert mit Ihren
Collagen und Aquarellen Bashows Kupferbergerzählungen auf eine
ganz eigene Art und Weise.
„ … so also ist die Herrin des Kupferberges! Wenn sie einem schlechten
Menschen begegnet, bringt sie ihm Unglück; begegnet sie aber einem
guten Menschen, so hat auch er wenig Freude daran.“
Rezension
„ … so also ist die Herrin des Kupferberges! Wenn sie einem schlechten
Menschen begegnet, bringt sie ihm Unglück; begegnet sie aber einem
guten Menschen, so hat auch er wenig Freude daran.“
Inhalt
INHALT
Eine Erinnerung an Pawel Bashows (1879-1950) Erzählwerk 5
Erstes Kapitel
Das Uralgebirge – unberührter Naturraum, Lebensraum und Quelle von Legenden 17
Zweites Kapitel
Die Herrin des Kupferberges, Phantasiewesen der Bergleute 27
Die Eigentümerin der Bodenschätze am Kupferberg 27
Erscheinungsbilder der Dämonin 30
Die Bergmänner fürchten die Unholdin 32
Die Steinerne sucht einen Bräutigam 33
Tabu: Vereinigung der Herrin mit einem sterblichen Mann 35
Zuweilen hilft die Herrin Männern in Not 37
Einige verachtenswerte Männer werden bestraft 38
Vergangenheit und Zukunft im Spiegel der Herrin 40
Die Malachitniza bestraft Übergriffe auf ihre Welt 42
Hüterin der Geheimnisse der Schönheit der Steine 43
Die Herrin schätzt echte Handwerkskunst 45
Eine neuzeitliche Dämonin 46
Kein happy end – kein Märchen 48
Drittes Kapitel
Naturräumliches, Erzlagerstätten und die Herrin 55
Naturräume und Naturreichtümer in den Kupferbergerzählungen 55
Geographisches über die Kupferbergdörfer 58
Das Kupferbergdorf Gumeschewsk 59
Das Kupferbergdorf Polewskoi 61
Das Kupferbergdorf Sewersk 63
Das Kupferbergdorf Sysert 63
Wie das Klima das Leben in den Dörfern am Kupferberg bestimmt 64
Naturreichtümer Holz und Wasser am Kupferberg 68
Der Schlangenberg - Verbindung zu der Unterwelt der Herrin des Kupferberges 71
Die Kupfererzlagerstätte von Gumeschewsk gibt Uralreisenden und Forschern Rätsel auf 74
Gediegenes Kupfer: das Mineral, nach dem die Bergleute die Lagerstätte benannten 75
Außerordentlich schön und bester Schatz der Herrin: Cuprit und Malachit 76
Das goldgelbe Kupfermineral Chalkopyrit verrät die Lösung der Rätsel des Kupferberges 79
Viertes Kapitel
Eisenerz, Kupfererz und Malachit. Peter der Große, Bergbau und Metallschmelzen am Kupferberg 85
Was Peter den Großen mit dem Kupferberg und seiner Dämonin verband 85
Das Große an Peter dem Großen 87
Die Folgen der Petrinischen Reformen in Bergbau und Hüttenwesen für die Kupferbergregion 90
Erkundung von neuen Lagerstätten 91
Ausländische Spezialisten im Reformwerk 93
Förderung des privaten Unternehmertums 95
Behörden und Verwaltung im Reformwerk 97
Fünftes Kapitel
Eine kurze Montangeschichte der Werke am Kupferberg 103
Die ersten Bergleute im Kupfererzbergwerk von Gumeschewsk waren Tschuden 103
Sysertskij Sawod produziert Kupfer und Gusseisen; Gumeschewskij Rudnik hat Probleme 107
1724 wird in Polewskoi Sawod das erste Hüttenwerk gebaut 109
Herr Turtschaninow kauft Ende der 1750er Jahre die Kupferbergwerke 111
Gumeschewskij Rudnik „wurde weltweit berühmt“ 112
Sysertskij Sawod entwickelt sich zum Zentrum des Syserter Bergwerksbezirkes 113
Zustandsbeschreibungen von Gumeschewskij Rudnik 115
Sensationsfund von Malachit in Gumeschewskij Rudnik 117
Turtschaninow-Unternehmen im Besitz der Erben 119
Ururenkel Salomirski verkauft 1912 das Turtschaninow-Unternehmen 121
Sechstes Kapitel
Das „russische Haus“ im Spiegel der Kupferbergerzählungen 125
Warum die Bergleute ausgepeitscht werden 125
Uloshenije von 1649 macht aus freien Bauern Leibeigene und führt Prügelstrafe ein 127
Leibeigenschaft, Ständeordnung und Volkszählung im „russischen Haus“ 130
Stände ohne Rechte und Menschen ohne Schutz 134
Reflektionen der Stände des „russischen Hauses“ in den Kupferbergerzählungen 135
Zarenbilder 135
Beamtenstand in Prikasen und Behörden 138
Turtschaninow, ein aufstrebender adliger Unternehmer 140
Verarmter Landadliger ist Hüttenwerksverwalter 143
Der Pope am Kupferberg 144
Kaufmannsstand und Stadt 146
Bauer oder Arbeiter? Bergleute und Hüttenwerker unter gutsherrlichen Bedingungen 149
Siebtes Kapitel
Wie am Kupferberg aus Bauern Bergleute und Fabrikarbeiter werden. 153
Arbeitskräftemangel. Staat zwingt Pachtbauern zur Arbeit in Fabriken und Bergwerken 153
Unternehmer Turtschaninow kauft Possessionsbetriebe und Arbeiter 154
Kritik des Unternehmers an den verschriebenen Arbeitskräften 156
Ausländische Fachkräfte genügen Turtschaninows Anforderungen nicht 159
Wege der Beschaffung neuer Arbeitskräfte 160
Turtschaninow beschäftigt verschriebene Bauern des Staates 162
Arbeitsbedingungen in den Hüttenwerken 163
Arbeitsalltag in dem gefürchteten Kupfererzbergwerk 166
Aufbegehren und Aufstände. Die Figur Dunjacha aus „Die Katzenohren“ 168
Flucht als Ausweg, der Zwangsarbeit zu entkommen 171
1861: Aufhebung der Leibeigenschaft verändert Arbeitskräftesituation 172
Achtes Kapitel
Steinhandwerk und das Ende der Herrin des Kupferberges 175
Industrialisierung und Handwerk in der Kupferbergregion 175
Kunsthandwerk und Malachitbearbeitung im Hüttenwerk Sysertskij Sawod 178
Das Malachithandwerk in der Hauswerkstatt 179
Arbeitsbedingungen bei der Malachitbearbeitung 182
Nedokormysch und Prokopjitsch – zwei Malachitmeister aus der Erzählung „Die Edelsteinblume“ 183
Herrin sucht Malachitmeister Nedokormysch auf 184
Anfänge des industriellen Steinmetzgewerbes in Sewerskij Sawod 186
Steinmetzfabrik Mramorskoje beliefert Steinschleiferei in Jekaterinburg 188
Schürfgewerbe am Kupferberg und anderenorts 190
Handwerksmeister und Kunsthandwerker in Feinschleifwerkstätten 192
Dämonin besucht Mitja, Meister im Schleifen von Edelsteinen 196
Was den Malachitmeister Shelesko und die Herrin des Kupferberges verband 197
Stolz und Selbstbewusstsein – Vermächtnis der Herrin des Kupferberges 199
Neuntes Kapitel
Alte Mythen und neuer Mythos 205
Pawel Bashow (1879-1950) 210
Zehntes Kapitel
Pawel Bashow: Die Grasfalle 217
Bibliographie 235