Beschreibung
Schwedt, DDR, Bezirk Frankfurt/Oder. 11.1.1983. Mächtig knirscht der Schnee unter den Schaftstiefeln der Militärpolizisten, als sie den 19-jährigen Axis Mundi über das 15 Hektar große Gelände des einzigen Militärgefängnisses der Deutschen Demokratischen Republik führen.
Vorbei an hölzernen Baracken und Arrestzellen, umgeben von meterhohen Zäunen und einschüchternden Wachtürmen, führt man den Verurteilten in eine ungewisse Zukunft. Er trifft auf genau das, was man ihm über dieses sagenhafte, schreckliche Militärgefängnis Schwedt erzählt hatte.
Schwedt, der große Mythos. Ein Wort voll Angst und Schrecken. Schwedt, das Militärgefängnis. Schwedt: Das sind der Militärstrafvollzug, der Strafarrest und die Disziplinareinheit 2. Wer dorthin sollte oder dahin musste, der hatte in der DDR keine guten Karten.
Allein die Nennung des Namens der Stadt konnte zu einem Schauer führen. Viele hätten sich gewünscht, nie dort gelandet zu sein. Paul Brauhnert war unter den Opfern. Allerdings: Er hatte das Glück, bereits nach 3 Monaten dieser speziellen Haft in Schwedt entrinnen zu können.
Dennoch musste er damals insgesamt zwei Jahre Haft absitzen. Wegen einer geplanten Flucht. Aber das ist wieder eine ganz eigene Geschichte. Brauhnert schildert uns in diesem Buch in aller Offenheit und Ehrlichkeit, was er als Axis Mundi in den drei Monaten Schwedt erlebte. Das Wissen über die wahren Vorgänge des DDR-Unrechts soll bekanntgemacht werden.
Mehr als 40 Jahre nach der Einberufung jenes „Strafvollzugkommandos Schwedt/Oder“ (1968) wissen wir nicht viel über diese spezielle Militärhaftanstalt. Aber der Autor erinnert sich zurück, recherchiert, erinnert. und schafft über 25 Jahre später einen packenden Erlebnisbericht, der drastisch direkt und unverwechselbar spannend geschrieben ist.
Erst wenn sich die berichteten Erlebnisse mehrerer Gefangener mit den Befunden der Akten und weiteren Zeugnissen zu einem Gesamtbild verdichten, wird man den Nachgeborenen sagen könnne, was einst geschah: eine vorsichtige Annährung an den Begriff Wahrheit.
Brauhnert tut sein Bestes, um uns äußert intensiv nach Schwedt mitzunehmen. Zudem weiß er, sehr spannend und bildreich zu schreiben! Man will das Buch nicht weglegen, bis man alles von ihm gehört hat. Authentisch, eindrucksvoll und gewiss nicht „angenehm“. Aber: Die DDR war ein Zwangssystem, und die Haft gehörte in vielen Facetten dazu. Auch beim Militär.