Autorenportrait
Éva Alpár, geborene Miko, wurde 1924 in eine Familie des jüdischen Bürgertums geboren. Sie und ihre engsten Angehörigen überlebten 1944/45 den Holocaust in Budapest. Éva Alpár gelang es, als »arische« Christin getarnt, sich den deutschen und ungarischen Verfolgern zu entziehen. Zeitweise arbeitete sie als Krankenschwester in einem katholischen Spital. Sie verließ Ungarn nach dem gescheiterten Aufstand 1956. Während eine Schwester nach Israel emigrierte, ließ Éva Alpár sich in der Schweiz nieder. Sie starb 2015 in Zürich.
Klaus Appel wurde 1925 in Berlin in eine traditionelle jüdische Familie hineingeboren. Die November-Pogrome des Jahres 1938 erlebte er in Berlin. In letzter Minute, am Tag des Einmarsches der deutschen Truppen in Polen, kam er mit einem »Kindertransport« nach England und wurde so gerettet. Hier gelingt es dem 14-Jährigen, während des Krieges und der Bombardements sich ganz alleine durchs Leben zu kämpfen. Nach Kriegsende studiert er an der Universität Westminster in London und beendet das Studium als diplomierter Elektro-Ingenieur. Die Liebe zu einer jungen Schweizerin bedingt dann eine nochmalige »Identitäts-Anpassung«, führt aber schlussendlich zu einem Happy End in der Schweiz, mit zwei Kindern und drei Enkelkindern.
Hanuš Arend wurde am 26. März 1922 ebenfalls in Prag geboren. Auch er wurde 1941 mit seinen Eltern nach ?ódž/Litzmannstadt deportiert, wo beide Eltern starben. 1944 kam Hanuš nach Auschwitz-Birkenau und von dort im Januar 1945 auf dem Todesmarsch ins KZ Mauthausen (Österreich), wo er von der amerikanischen Armee befreit wurde. Hanuš und Hana Arend sind einander im Ghetto ?ódž flüchtig begegnet. Nach dem Krieg wurde aus dieser Zufallsbegegnung ein Bund fürs Leben. 1968, nach der Zerschlagung des Prager Frühlings, flüchtete das Ehepaar Arend mit Sohn Michal (19) und Tochter Eva (15) in die Schweiz. Hanuš lehrte an der ETH Zürich und Hana arbeitete in Basel bei Hoffmann-La Roche. Beide starben in Zürich, Hanuš am 17. Februar 2004, Hana am 26. Mai 2010.
Hana Arend wurde am 9. November 1922 in Prag (Tschechoslowakei) geboren. 1941 wurde sie mit ihren Eltern ins Ghetto ?ódž/Litzmannstadt (Polen) deportiert, wo ihre Mutter starb. Im August 1944 kam sie mit ihrem Vater nach Auschwitz. Hana überlebte die Selektion, während ihr Vater direkt von der Rampe in die Gaskammer gebracht wurde. Die Befreiung erlebte sie als Zwangsarbeiterin in einem Nebenlager von Groß-Rosen. Hanuš und Hana Arend sind einander im Ghetto ?ódž flüchtig begegnet. Nach dem Krieg wurde aus dieser Zufallsbegegnung ein Bund fürs Leben. 1968, nach der Zerschlagung des Prager Frühlings, flüchtete das Ehepaar Arend mit Sohn Michal (19) und Tochter Eva (15) in die Schweiz. Hanuš lehrte an der ETH Zürich und Hana arbeitete in Basel bei Hoffmann-La Roche. Beide starben in Zürich, Hanuš am 17. Februar 2004, Hana am 26. Mai 2010.
Sigmund Baumöhl wurde am 15. Dezember 1937 in Prešov, Tschechoslowakei, geboren. 1944 wurde er zusammen mit seiner Mutter nach Ravensbrück deportiert und anschließend nach Bergen-Belsen gebracht. Er wurde am 15. April 1945 durch die britische Armee befreit. Die Mutter von Sigmund Baumöhl erlebte die Befreiung, starb aber wenige Tage später. Sigmund Baumöhl wurde in Schweden »gesundgepflegt« und kehrte 1946 in seine Heimatstadt Prešov zurück.
Ernst Brenner wurde am 16. Juni 1933 in Jihlava (deutsch: Iglau), Tschechoslowakei geboren. 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte. Auch nach dem Krieg hatte er noch in Jihlava gelebt, bis 1953. Dann studierte er in Prag und schloss sein Studium im Jahre 1958 als Dipl. Ing. Chem. ab. 1962 heiratete er und 1963 wurde sein Sohn Tomas geboren. 1968 emigrierte er mit seiner Familie in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod am 25. Juli 2009, glücklich lebte.
Jake Fersztand wurde 1931 in Kozienice, Polen, geboren. Ab 1940 kam die Familie Fersztand ins dortige Ghetto und wurde anschließend ins KZ Skarzysko deportiert. Nach zwei Jahren wurden er, seine Schwester und seine Mutter nach Tschenstochau (Cz?stochowa) verlegt, wo seine Schwester und seine Mutter in der Munitionsfabrik »Hasag« Sklavenarbeit geleistet haben. Im Jahre 1944 wurde Jake nach Buchenwald und anschließend nach Theresienstadt verlegt, wo er am 8. Mai 1945 von der sowjetischen Roten Armee befreit wurde. Im August 1945 kam er mit einer Gruppe von 732 Jugendlichen nach England.
Fabian Gerson wurde 1926 im polnischen ?ódž geboren. Zusammen mit seiner Schwester Franciszka wuchs er in einem bürgerlich-zionistischen Elternhaus auf. Die behütete Kindheit endete mit der deutschen Besetzung von ?ódž am 8. September 1939. Der Familie gelang es, aus dem annektierten »Litzmannstadt« zu fliehen und sich 1940 in Tschenstochau niederzulassen. Doch auch dort erfolgte bald die Ghettoisierung. Ende September 1942 wurde das Ghetto von den Deutschen geräumt und Tausende seiner Bewohner wurden ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Unter den Opfern waren auch Fabians Eltern und seine Schwester. Ihm selbst gelang es, sich den Zwangsarbeitern der Firma »Hasag« anzuschließen. Dort überlebte er bis zur Evakuierung des Lagers im Januar 1945. Fabian Gerson wurde ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Schwerkrank erlebte er die Befreiung durch die amerikanischen Truppen am 11. April 1945. Mit Hilfe eines Rotkreuz-Transportes gelangte er zusammen mit rund 370 »Buchenwaldern« im Juni 1945 in die Schweiz. Trotz schwerer Tuberkuloseerkrankung erlangte er 1949 die Matura und konnte ein Studium an der ETH Zürich beginnen. 1962 gründete er eine Familie. Zwischen 1969 und 1997 wirkte er als Professor für Physikalische Chemie an der Universität Basel. Er ist 2011 in Basel verstorben.
Gábor Hirsch wurde 1929 in Békéscsaba/Ungarn geboren. Die Eltern gehörten zur Liberal-Jüdischen Gemeinde der Stadt und besaßen ein Elektrogeschäft mit Installationsbetrieb. Gábor Hirsch war 14 Jahre alt, als er mit seiner Mutter am 26. Juni 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Die Mutter wurde im Dezember 1944 im KZ Stutthof ermordet, Gábor Hirsch wurde in Auschwitz-Birkenau am 27.Januar 1945 durch die sowjetische Rote Armee befreit.
Peter Lebovic wurde 1926 in Piešt’any, Tschechoslowakei, geboren. Er flüchtete im Jahre 1942 nach Ungarn. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert. Dann kam er in das Warschauer Ghetto-KZ, von dort nach Dachau und Mühldorf/?Inn. Nach der Befreiung studierte er Chemie an der Technischen Hochschule in Bratislava. Seit seiner Emigration 1968 lebt er in der Schweiz. Bis zur Pensionierung war Peter Lebovic bei der Firma Ciba-Geigy, Basel, angestellt und wohnt heute in Allschwil.
Ivan Lefkovits wurde 1937 in Prešov (Tschechoslowakei) geboren. 1944 wurden Ivan, sein älterer Bruder Paul und seine Mutter nach Ravensbrück deportiert. Paul wurde in Ravensbrück während der Aktion »Mitwerda« getötet, während Ivan und seine Mutter nach Bergen-Belsen gebracht wurden. Dort wurden sie 1945 durch die britische Armee befreit. Ivans Vater und der Rest der Familie Lefkovits kamen während des Holocaust ums Leben. Heute lebt Ivan Lefkovits in der Schweiz.
Christa Markovits, geborene Barabás, wurde 1936 in Budapest in eine Familie des assimilierten jüdischen Bürgertums geboren. Die Familie konvertierte 1938 aufgrund der verschärften, judenfeindlichen Gesetzgebung der ungarischen Regierung zur römisch-katholischen Konfession. Christa Markovits und ihre Familie überlebten die deutsche Besetzung und die Massenmorde der faschistischen Pfeilkreuzler in Verstecken und mit gefälschten Papieren, dank der Hilfe christlicher Freunde und von Nonnen im Kloster, teilweise auch unter schwedischem Schutz. Nach der Befreiung erwies sich ein Leben im nun kommunistischen Ungarn als sehr schwierig. Die Familie verließ nach dem Ungarn-Aufstand von 1956 das Land. Christa Markovits gelang es, sich nach der Flucht in der Schweiz niederzulassen und zu studieren. Sie lebt heute verwitwet in Basel.
Gábor (Neuman) Nyirö wurde am 7. März 1929 in Szombathely (ehemals Stein am Anger), Ungarn geboren. Seine Familie musste erst ins Ghetto umziehen und wurde Anfang Juli 1944 nach Auschwitz deportiert. Der junge Gábor und sein Vater überlebten mehrere Konzentrationslager und zogen schließlich zurück nach Ungarn. Gábor Nyirö begann 1946 in Budapest Maschinenbau zu studieren und heiratete im Jahre 1953. Drei Jahre später emigrierte er mit seiner kleinen Familie in die Schweiz, wo die Ehe in die Brüche ging. 1974 heiratete Gábor Nyirö ein weiteres Mal. Mit seiner zweiten Frau, Ursula Nyirö-Bornhauser, lebte er bis zu seinem Tod am 13. September 2010 in Schaffhausen.
Andreas Sás wurde am 25. Juli 1930 in Budapest geboren und verbrachte eine unbeschwerte Kindheit in Tolnanémedi (Ungarn). 1944 wurde er nach Auschwitz und anschließend nach Buchenwald deportiert. Andreas Sás überlebte Selektionen, Todesmärsche und die Deportation nach Theresienstadt. Er wurde am 8. Mai 1945 von der sowjetischen Armee befreit. Sein Vater Josef starb am 2. Dezember 1944 und sein Bruder Janos am 23. Januar 1945 – beide in Dachau. Die Mutter überlebte als eines von wenigen Familienmitgliedern Auschwitz. Nach der Befreiung kehrte Andreas Sás nach Budapest zurück. Im Herbst 1956, nach dem Ungarn-Aufstand, flüchtete er in die Schweiz und lebt seither in Bern. Hier genießt Andreas Sás den Ruhestand mit seiner Lebenspartnerin Maryse.
Arnost Schlesinger wurde am 27. Mai 1928 in Ružomberok-Rybárpole in der heutigen Slowakei geboren. Er erlebte den Slowakischen Nationalaufstand mit und wurde Anfang 1945 zusammen mit seinen Eltern zuerst ins Sammellager Sered’ und von dort aus nach Theresienstadt deportiert. Das KZ Theresienstadt wurde am 8. Mai 1945 befreit. Am 27. Mai konnte Arnost Schlesinger das Lager mit seinen Eltern verlassen, und sie kehrten nach Ružomberok zurück. Nach der Hochschulausbildung an der Technischen Hochschule in Brünn war er als Dipl. Masch. Ingenieur bei der Firma Meopta in Bratislava tätig. 1968 emigrierte er aus Bratislava mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die Schweiz, nach Zürich, wo er 2015 starb.
André Sirtes wurde 1935 in Budapest geboren. Zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Miklos bekamen er und seine Angehörigen die zunehmend antisemitisch geprägte Politik der ungarischen Regierung zu spüren. 1941 wurde der Vater zur militärischen Zwangsarbeit eingezogen und kam Anfang 1943 in der Ukraine ums Leben. Die Mutter wurde nach der deutschen Besetzung des Landes im Sommer 1944 verhaftet und nach Deutschland deportiert. Sie erlebte im Konzentrationslager Dachau im Mai 1945 die Befreiung. André Sirtes und sein Bruder überlebten mit viel Glück im Winter 1944/45 die mörderische Judenverfolgung durch die ungarischen Pfeilkreuzler in Budapest. Im August 1945 kam es zur Wiedervereinigung der beiden Brüder mit ihrer Mutter. Der Wiederaufbau einer gesicherten Existenz erwies sich im nun kommunistischen Ungarn der Nachkriegszeit aber als sehr schwierig. Der ungarische Antisemitismus blieb auch nach 1945 virulent. So floh André Sirtes während des Ungarn-Aufstandes Ende 1956 via Österreich in die Schweiz. Er starb 2015 in Emmenbrücke bei Luzern.
Nina Pelc, geborene Weilová, kam 1932 in Švihov (deutsch: Schwihau), Tschechoslowakei, zur Welt. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, dann folgten Auschwitz, Stutthof, Thorn und als letzte Etappe – der Todesmarsch. Nina Weilová überlebte und lebte nach dem Krieg bis zu ihrer Emigration in Prag. 1962 heiratete sie Willy Pelc. 1968 emigrierten Herr und Frau Pelc in die Schweiz und leben heute in Effretikon.
Ivan Lefkovits wurde 1937 in Prešov (Tschechoslowakei) geboren. 1944 wurden Ivan, sein älterer Bruder Paul und seine Mutter nach Ravensbrück deportiert. Paul wurde in Ravensbrück während der Aktion »Mitwerda« getötet, während Ivan und seine Mutter nach Bergen-Belsen gebracht wurden. Dort wurden sie 1945 durch die britische Armee befreit. Ivans Vater und der Rest der Familie Lefkovits kamen während des Holocaust ums Leben. Heute lebt Ivan Lefkovits in der Schweiz.
Rezension
»Die da berichten haben ihre ergreifenden Erinnerungen nicht für uns geschrieben, sondern nur aus einem einzigen Grund: um die Wahrheit zu bezeugen.«
»Es ist gerade das oft fühlbare Ringen nach Worten, das dieser Memoiren-Sammlung seltene Glaubhaftigkeit und Einmaligkeit verleiht.«
»Wer die Geschichten liest, ist ergriffen und überwältigt von den unterschiedlichen Aspekten des Leids. In ihrer Gesamtheit leisten sie einen unschätzbaren Beitrag gegen das Vergessen.«