Beschreibung
Kaum hatte der Vorabdruck dieses Buches 1843 in Lissabon begonnen, da war es als literarische Sensation bereits in aller Munde. Der 'moderne Roman' war geboren zumindest für die portugiesische Literatur jener Tage, deren Prosa bislang in ihrem Formalismus von einem Erstarrungszustand des Denkens und einer kulturellen Rückständigkeit zeugte, die nicht zuletzt im Jahrhunderte langen Wirken der 'Heiligen Inquisition' in Portugal ihre Ursache hatte. Der Roman kommt zunächst im Kleid einer Reiseschilderung einher. Alsbald entpuppt er sich jedoch angesichts zahlreicher Abschweifungen, Glossen und Aphorismen und zu guter Letzt eines bittersüßen Liebesromans in romantischer Manier als eine Abrechnung des Autors mit den politischen und kulturellen Verhältnissen seines Landes, das seit Jahrzehnten unter einem blutigen Bürgerkrieg und verheerenden sozialen Verwerfungen litt. Almeida Garrett, die Galionsfigur der portugiesischen Romantik mit klassischen Wurzeln, die er niemals verleugnet, gestattet sich in seiner Schilderung dieser Fahrt nach dem altehrwürdigen Städtchen Santarém eine erzählerische und gestalterische Freiheit, die für seine zeitgenössische Leserschaft eine absolute Neuheit darstellte, sie begeisterte, aber auch verstörte.