Beschreibung
Den Autorinnen und Autoren geht es darum, die Aufmerksamkeit des psychoanalytisch, psychotherapeutisch, psychologisch und pädagogisch Interessierten auf die intersubjektive Ebene und die vielschichtige gegenseitige Beeinflussung zu lenken, die sich in allen zwischenmenschlichen Begegnungen ebenso wie in der psychotherapeutischen Arbeit mit unseren Patienten entfalten. Am Anfang ist Beziehung!, schreibt Mario Jacoby. Treffender kann jene paradigmatische Neuorientierung in der psychoanalytischen Theorie, die als intersubjektive Wende bezeichnet wird, kaum zusammengefasst werden. Die Einführung der intersubjektiven Perspektive in die Psychoanalyse hat vielfältige Folgen für das Verständnis der therapeutischen Beziehung, der sich in ihr entfaltenden Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesse, der Haltung der Psychotherapeuten gegenüber ihren Patienten und für die gesamte Behandlungstechnik. Die intersubjektive Orientierung in der Psychoanalyse nahm ihren Ausgang und stützt sich in ihrem Begründungszusammenhang auf die Ergebnisse der modernen Säuglingsforschung. Diese belegen, dass die verschiedenen Qualitäten im Zusammenspiel von Kind und Pflegepersonen einen entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung der Reifungsprozesse haben, die sich nicht nur in Entwicklung und Verhalten nach außen hin zeigen, sondern bis hinein in die Ausgestaltung von Hirnstrukturen wirken. Affektive Kommunikation und Intersubjektivität im Sinne des Miteinanderseins und der wechselseitigen Beeinflussung sind von Beginn des postnatalen Lebens an zu beobachten. Die Wissenschaft geht von angeborenen Grundmotivationen, Grundbedürfnissen und Grundemotionen aus, mit welchen der Säugling im Sinne archetypischer Bereitschaften ausgestattet ist. Die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die Psychoanalyse und die Psychotherapie diskutieren die Beiträge unter Einbeziehung von mehreren Falldarstellungen.