Beschreibung
O Ritter, toter Ritter, Leg' deine Lanze ein! Sie soll in tausend Splitter Von mir zertrümmert sein. Heran auf deinem Rappen, Du bist ein arger Schalk, Trotz Knappen und trotz Wappen, Trotz Falk und Katafalk! Ich steh' nicht bei dem Trosse, Der räuchernd vor dir schweigt, Weil du ein Herz für Rosse Und fürs Kamel gezeigt; Baschkire oder Mandschu Was schiert mich deine Welt? Ich schleudre meinen Handschuh Dir in dein ödes Zelt. Dem Reich der Mamelucken Weissagst du Auferstehn, Und sähest ohne Zucken Dein Vaterland vergehn; Doch wiegtest unter Palmen Du dein Prophetenhaupt, Wenn nicht aus unsern Halmen Du erst dein Gold geraubt? Du steuerst nun so lange Im Weltmeer aus und ein, Und ward es nie dir bange, Daß du so klein, so klein? Ist er dir nie erschienen, Der Fürst von Ithaka, Wenn deine Sündermienen In seinem Reich er sah?
Autorenportrait
Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas Herwegh (* 31. Mai 1817 in Stuttgart; gestorben 7. April 1875 in Lichtental)[1] war ein revolutionärer gebürtiger deutscher Dichter des Vormärz und Übersetzer, der auf eigenen Wunsch ab 1843 auch die Schweizer Staatsbürgerschaft hatte. Im 19. Jahrhundert war er neben Heinrich Heine und Ferdinand Freiligrath einer der populärsten deutschsprachigen politischen Lyriker[2] und neben Georg Weerth einer der bedeutendsten mit der deutschen Arbeiterbewegung verbundener Dichter.