Beschreibung
Als ich in der gesegneten Provinz Malabar in der Stadt Cannanore anlangte, führte mich der Hindu Rameni vor das Haus, das er mir für die Zeit meines Aufenthaltes vermieten wollte. Es war nach Art der europäischen Häuser Indiens erbaut, einstöckig, mit hohem überhängenden Dach und einer breiten Veranda, die die ganze Front entlang lief. Ich erblickte es, nachdem wir uns mit vereinten Kräften durch den verwilderten Garten gearbeitet hatten. Rameni sagte: "Dies ist mein liebstes Besitztum auf Erden. Ich habe es geschont und behütet, und seit sieben Jahren hat kein menschlicher Fuß es betreten. Sein letzter Bewohner war Sahib John Ditrey, ein englischer Offizier von großer Macht, dem jeder Soldat Gehorsam leistete, der in seine Nähe kam. Er war Tag für Tag glücklich unter diesem Dach und wäre es heute noch, wenn die Regierung ihn und seine Leute nicht an einen anderen Ort verschickt hätte." Ich betrachtete die großen, meist leeren Räume, in denen sich eine üppige Vegetation entwickelt hatte und in denen eine Tierwelt ihr Dasein fristete, deren Mannigfaltigkeit meine Erwartungen aufs höchste steigerte.
Autorenportrait
Jakob Ernst Waldemar Bonsels (* 21. Februar 1880 in Ahrensburg; gestorben 31. Juli 1952 in Ambach am Starnberger See) war in den 1920er Jahren einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Sein 1912 erschienenes Buch Die Biene Maja und ihre Abenteuer, das in über 40 Sprachen übersetzt wurde, und die 1915 veröffentlichte Fortsetzung Himmelsvolk machten ihn weltberühmt. Bonsels war ein freimütiger Antisemit und äußerte 1933 seine Zustimmung zur Nazi-Politik gegen Juden, in einem weit verbreiteten Zeitungsartikel ("NSDAP und Judentum") nannte er die Juden "einen tödlichen Feind", der "die Kultur vergifte".