Beschreibung
Die kurzgefaßte Schrift eines Derwischs aus dem 16. Jahrhundert - Nuzhat el-arwâh - läßt den Gottessucher auch heute noch verstehen, wie wichtig es für ihn ist, sich der Leitung eines Meisters anzuvertrauen, hatte doch schon Abû Yezîd erklärt: 'Wer keinen Lehrer hat, der ihn belehrt, dessen Imam ist der Satan, vor dessen Trug ich fliehe'. -.So erzählt auch Meister Abu l-Qâsim El-Qusheirî, daß sein eigner Lehrer Abû Alî Daqqâq gesagt habe: 'Wenn ein Baum aufkeimt, ohne daß ein Gärtner ihn gepflanzt, so wächst er nicht; wenn er aber wächst, so bringt er keine Frucht, wenn er Frucht bringt, so ist diese ohne Nahrung und Geschmack; so ist nun der Ler nende ohne Lehrer diesem darin gleich, daß er nicht wächst.' Die wiederentdeckte kleine philosophische Schrift Omar Ben-Suleimâns ist ein grundlegender auf Koran und der heiligen Tradition aufbauender Text zur Mystik des Islam. In einer Vereinigung von Poesie und Speculation (Krehl) legt er die Hauptlehren des Sufitums dar. In der deutschen Übersetzung von 1848 erschienen, ist es ein altertümlicher Text, doch auch heute entfaltet er noch seinen Charme.
Autorenportrait
Omar Ben-Suleimân, der Verfasser des kleinen Buches Nuzhat el-arwâh, ist ein sonst ganz unbekannter Schriftsteller, dessen Lebenszeit nur annäherungsweise bestimmt werden kann. Daß er zu dem von dem berühmten persischen Dichter Mewlânâ Dshelâl-el-dîn Rûmî, (vgl. Hammer-Purgstalls Gesch. d. sch. Redek. Pers. S. 163 ff.) dem Verfasser des Methnewî, gestifteten mystischen Orden der Mewlewîs gehörte, deutet er selbst S. 3 an. Die Zeit der Abfassung des Nuzhat el-arwâh setzt Fleischer im Catalog. Codd. Mser. Bibl. Sen. Lips. ed. Naumann S. 496 nach dem Jahre 1534 an, weil Kemâl Pashâ-Zâde, dessen Risâle Omar Ben-Suleimân S. 16 anführt, als [.] gestorben genannt wird und jenes Jahr sein Todesjahr war. - Der Titel, welchen Omar seiner kleinen Schrift gibt, ist vielleicht Folge einer Nachahmung des bekannten mystischen Schriftstellers Emîr Huseinî, der eines seiner berühmten Werke ebenfalls Nuzhat el-arwâh betitelte. Vgl. Hammer-Purgstall Gülsheni-râz, S. 24. [Ludolf Krehl] Der akribische Übersetzer: Ludolf Christoph Ehrenfried Krehl (* 29. Juni 1825 in Meißen; + 15. Mai 1901 in Leipzig), war deutscher Orientalist. Er wurde als Sohn eines Predigers geboren und studierte in Leipzig, Tübingen und Paris orientalische Sprachen und setzte seine Studien sodann in Sankt Petersburg fort. 1852 erhielt er eine Anstellung als Sekretär an der königlichen Bibliothek in Dresden, kam 1861 als außerordentlicher Professor der orientalischen Sprachen und Universitätsbibliothekar nach Leipzig und wurde daselbst 1869 ordentlicher Honorarprofessor und Oberbibliothekar. Zum 2. Januar 1874 wurde er schließlich planmäßiger Ordinarius seines Fachs und stand seiner Fakultät 1876/77 als Dekan vor. Aufgrund eines Augenleidens wurde er zum 1. September 1899 endgültig in den Ruhestand versetzt.Werke: Über die Religion der vorislamischen Araber. Leipzig 1863. - Über die koranische Lehre von der Prädestination. Leipzig 1870. - Beiträge zur Charakteristik der Lehre vom Glauben im Islam. Leipzig 1877. - Estratto dagli Atti del IV Congresso degli Orientalisti. Florenz 1880. 24 S. - Das Leben und die Lehre des Muhammed. Leipzig 1884, Band 1. - Omar ben Suleimans Erfreuung der Geister. Leipzig 1848, mit deutscher Übersetzung.- Analectes sur lhistoire et la littérature des Arabes dEspagne, par al-Makkari; Leiden 1855 ff., 2 Bände. - Recueil des traditions musulmanes par el-Bokhari, Leiden 1862-72, 3 Bände. (aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. von 1888-1890.)