Beschreibung
„Mit unbekanntem Ziel verreist ...“ Dreister hätte das „Freisinger Tagblatt“ im November 1938 nicht lügen können, um zu beschreiben, dass die letzten jüdischen Freisinger Bürger wegen des zunehmenden Antisemitismus nach München abgewandert sind. Bereits lange zuvor wurde diese Bevölkerungsgruppe diskriminiert. Ihre Existenz wurde sukzessive vernichtet und ihr Leben bedroht.
Dabei waren ausgerechnet diese Männer und Frauen angesehene Bürger Freisings gewesen. Keiner von ihnen hatte geahnt, was ab 1933 geschehen würde. Als Kaufmannsfamilien waren sie täglich im guten Kontakt mit jenen Freisingern gewesen, die nun zusahen, wie die Juden entrechtet, zur Auswanderung gezwungen oder deportiert wurden. Was danach kam, ist hinlänglich bekannt: Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurde in Konzentrations- und Vernichtungslagern gequält und ermordet.
Nur drei der hier porträtierten Freisinger überlebten den Nationalsozialismus. Keiner kehrte jemals in seine bayerische Heimatstadt zurück. Heute erinnern sogenannte „Stolpersteine“ an den Verlust. Mit der temporären Ausstellung „Wenn Steine sprechen könnten“ und mit diesem Buch ist nun ein weiteres Denkmal entstanden. Denn jenseits der öffentlich sichtbaren Stolpersteine erfahren wir viele interessante Details über die Lebens- und Leidenswege der betroffenen Familien und Einzelpersonen.
Das Schulprojekt, das die Grundlage für dieses Buch darstellte, wurde u.a. mit folgenden Preisen ausgezeichnet:
* Landespreis Bayern beim Geschichtswettbewerb 2019/20 des Bundespräsidenten der Körber-Stiftung
* 2. Landespreis beim bayerischen Schülerlandeswettbewerb "Erinnerungszeichen", Juli 2019
Verlag edition riedenburg, Salzburg * editionriedenburg.at *
Autorenportrait
Julia Christof studiert Geschichte, Englisch und Ethik, um Gymnasiallehrerin zu werden. Vielseitig interessiert und offen für Neues entschied sie sich für eine besondere Zulassungsarbeit: ein Schülerprojekt zum Schicksal der Freisinger Juden im Nationalsozialismus. Gemeinsam mit 14 Gymnasiasten begab sie sich in Freising auf Spurensuche zur jüdischen Geschichte.
Julia Christof engagiert sich zudem in der Deutsch-Jordanischen Gesellschaft und organisiert dort interkulturelle Jugendbegegnungen.
Inhalt
Geleitwort … 7
Einführung von Julia Christof … 11
Danksagung … 12
Wie alles begann … 12
Ein Beitrag zum größten Geschichtswettbewerb in Deutschland … 13
Mit unbekanntem Ziel verreist? … 14
Jüdisches Leben in Freising … 17
Familie Holzer … 18
Bernhard und Henriette Holzer … 18
Irma Holzer … 19
Dr. Siegfried Holzer … 20
Dr. Hedda Holzer … 22
Oskar und Hanna Holzer … 22
Ilse Holzer … 24
Dr. Martin Holzer … 25
Familie Lewin … 27
Marcus und Johanna Lewin … 27
Hildegard Lewin … 28
Familie Neuburger … 29
Ignaz und Lina Neuburger … 29
Die Geschwister Alfred, Siegfried und Emma Neuburger … 30
Max Schülein … 33
Emma Reißermayer … 35
Historische Bilddokumente … 37
Unfreiwillige Wohnorte … 63
Stationen in München … 64
Barackenlager München-Milbertshofen … 64
Internierungslager Clemens-August-Straße 9 … 65
Die Flachsröste Lohhof … 66
Letzte Stationen … 67
Auschwitz, Polen … 68
Kaunas, Litauen … 68
Piaski, Polen … 69
Theresienstadt, Tschechien … 69
Überlebende … 71
Dr. Martin Holzer … 72
Hildegard Lewin … 72
Emma Reißermayer … 73
Einblicke, Rückblicke, Ausblicke … 75
Fürs Leben lernen … 76
Warum wir forschen. Stimmen aus dem Projekt … 78
Was bleibt … 81
Anhang … 83
Glossar … 84
Zitatnachweis … 85
Bildnachweis … 94