Beschreibung
Flurinda Raschèr-Janett (*1938) hat mit ihren Lebenserinnerungen ein Kapitel zur Bündner Frauengeschichte aufgeschlagen, das so noch kaum bekannt ist: die Erfahrungen und Erlebnisse einer Frau aus der unmittelbaren Nachkriegsgeneration, die noch unter dem Zwang alter Auffassungen über Rollen und Frausein mit den Möglichkeiten von Emanzipation, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung seit den 1970er-Jahren zurechtkommen musste.
Flurinda Raschèr hat den Weg des Kämpfens und mutigen Einstehens für sich und für ihre Generation von Frauen gewählt. In einem offenen Elternhaus aufgewachsen – die kreative und geschäftstüchtige Mutter straft alle Vorstellungen von Weiblichkeit Lügen, der Vater ist ein Kulturmensch – war Flurinda Raschèr schon früh gezwungen, ihre unkonventionelle Mutter, ihr Vorbild und Herausforderung zugleich, gegenüber den alteingesessenen Rollennormen im bäuerlichen und streng konservativen Unterengadin zu rechtfertigen und zu verteidigen.
Später, als reife Frau, begann Flurinda Raschèr selbst, die Fesseln zu sprengen und wider viele Zwänge mutig ihren eigenen Weg zu gehen. Heute blickt sie zurück und offenbart uns ein Stück kämpferische Frauengeschichte und ein Lebensbild des Unterengadins bis in die 1990er-Jahre hinein. Dieses Buch ist ein Zeugnis, das in der Bündner Biografienlandschaft bisher gefehlt hat.
(Dr. phil. des. Silke Margherita Redolfi LEITERIN FRAUENKULTURARCHIV GRAUBÜNDEN)
Autorenportrait
Flurinda Raschèr-Janett – Stationen:
1938 geboren im Elternhaus der Mutter in Seraplana
1945 Besuch der Primarschule im Schulhaus S-chadatsch/Strada-Martina
1952 Drei Schuljahre auf der Sekundarschule in Ramosch
1954 Für ein Jahr Aux-pair-Mädchen in Lausanne
1955 Ausbildung zur Postgehilfin in Trübbach
1960 Eheschließung mit Curadin Raschér
1961-1966 Geburt von drei Kindern
1976 Wahl zur Präsidentin der SM (Musikschule Engiadina Bassa/Val Müstair)
1988 Wahl zur Leiterin der SM
1988-1990 Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin an der AEB in Luzern
1993 Wahl zur Kirchenrätin der Evangelisch-Reformierten Landeskirche Graubünden Ausübung dieses Ehrenamtes über elf Jahre.
In dieser Zeit auch für drei Jahre Präsidentin der Frauenkonferenz des SEK
1995 Umzug nach Scuol
2000 Pensionierung
2008 – 2015 Ehrenamtliche Mitarbeit in der „Oase“.
Lothar Teckemeyer ist Evangelischer Pfarrer i.R. und lebt in Detmold.