Beschreibung
Im frühen 18. Jahrhundert zweifelte kaum jemand an der Existenz von Vampiren, die entweder leibhaftig das Blut der Lebenden tranken oder sich, starr im Sarg liegend, als schmatzende Nachzehrer von der Lebensenergie der Hinterbliebenen ernährten. Medizinische Berichte, Amtsdokument, ja sogar wissenschaftliche Dissertationen beschäftigten sich mit dem Vampir als reale Bedrohung. Der Untote tauchte so zahlreich in seriösen Akten auf, dass er einfach existieren musste. Selbst ein kluger Geist wie der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau bemerkte: "Wenn es jemals in der Welt eine bewiesene und geprüfte Geschichte gab, dann die der Vampire. Es fehlt an nichts: Offizielle Berichte, Zeugenaussagen von Gewährspersonen, von Chirurgen, von Priestern, von Richtern: Die Beweise sind vollständig." Kaiserin Maria Theresia machte dem Spuk 1755 schließlich per Gesetz ein Ende und verbot die Vampiruntersuchungen. Für die Wissenschaft war der Vampir damit gestorben - in der Literatur tauchte er jedoch ein paar Jahrzehnte später in John William Polidoris "The Vampyre" untot wie eh und je wieder auf. Seit fast 200 Jahren treibt der Vampir nun als literarische Figur sein Spiel mit der Angst des Lesers. Mal als hässliche Kreatur, mal als aristokratischer Edelmann, mal als romantische Mädchenfantasie. Die Argumentation ist mit mit zahlreichen Abbildungen belegt. Höhepunkt sind die filigranen Fledermausabbildungen mit denen der Text anzahlreichen Stellen unterlegt ist, wie das Video zeigt. Eric W. Steinhauer zeigt in Bücher und Vampire, wie wichtig das geschriebene Wort für den Fortbestand des Vampirs war und ist, wie Akten, Dokumente und Aufzeichnungen seine Existenz scheinbar verifizierten und wie er begraben zwischen Buchdeckeln in den Regalen der Bibliotheken bis heute überlebte.
Autorenportrait
1971 in Unna geboren. Studierte Rechtswissenschaft, Katholische Theologie, Politik- und Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der FernUniversität in Hagen. Promoviert zum Dr. jur. in Münster mit einem staatskirchenrechtlichen Thema. Bibliotheksreferendariat an der Universitätsbibliothek Freiburg und an der Bayerischen Bibliotheksschule in München. Von 2003 bis 2008 arbeitete er an der Universitätsbibliothek Ilmenau und war von 2008 bis 2009 stellvertretender Direktor der Universitätsbibliothek Magdeburg. Derzeit ist er Dezernent für Medienbearbeitung an der Universitätsbibliothek Hagen. Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin und gehört als Experte für Bibliotheks- und Urheberrecht zu den bekanntesten Bibliothekaren Deutschlands. Seit 2009 hält Steinhauer an der Humboldt-Universität jährlich zu Halloween eine Vorlesung zur Kulturwissenschaft des Morbiden, die in gedruckter Form ab Herbst 2016 bei uns erscheinen.