Beschreibung
David Klammers Bilder sind die eines sensiblen Beobachters, der auch mit seinen sechzig Jahren nicht davor zurückschreckt, in hohe Bäume zu klettern, um das Leben in Baumhäusern festzuhalten. In dem Bildband FORST in der Edition Bildperlen erzählt der Kölner Fotograf, Mitglied der Bild- und Reportageagentur laif, in eindrücklichen Bildern vom Alltag im Hambacher Wald, von Protest und Aufbruch, Sehnsüchten und Enttäuschungen der „Waldmenschen“, wie sich viele der Protestierenden nennen. In Essays kommen sie im Buch zu Wort und treten damit auch in einen Dialog mit David Klammers Fotografien. Beim Betrachten seiner Fotos entsteht ein Eindruck davon, wie vielschichtig die Motivationen der Waldbesetzer sind, welchen Idealen sie folgen und wo Realität und Utopie sich bisweilen gegenüberstehen.
David Klammer setzt in seinem Buch collagenartig verschiedene fotografische Bildstile ein. Klassische Reportagefotografie wechselt sich ab mit Schwarz-Weiß-Porträts, Wärmebildaufnahmen und künstlerisch gestalteten Vogelperspektiven. So entstehen mehrere Erzählebenen, die ein vielschichtiges Bild des Waldes, der Menschen und der Ereignisse während der Waldbesetzung zeichnen. Das Buch lebt stark von den doppelseitig präsentierten Fotografien und der kunstvollen Gestaltung. Eine Originalfotografie, von Hand angebracht, ziert jedes der nachhaltig hergestellten Bücher.
Der heutige Hambacher Wald stellt nur noch einen Teil des ursprünglichen Forsts dar. Im Verlauf der Jahrhunderte, aber auch durch Rodungen seit den 1970er-Jahren reduzierte sich die Fläche immer weiter. „Aber ohne die mutigen Menschen, die seit 2012 den verbliebenen Wald bewohnen und schützen, hätte sich sicherlich kaum jemand für den Wald zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf interessiert“, schreibt der Aachener Waldpädagoge Michael Zobel.
Tim Becker, Sozial- und Kulturwissenschaftler aus Daun, spürt dem Phänomen des Waldes nach: „Wir Deutschen pflegen eine besondere Beziehung zu unserem Wald. Spätestens seit der öffentlichen Debatte um das Waldsterben in den frühen 1980er-Jahren ist er Gradmesser für unseren Umgang mit schädlichen Umwelteinflüssen.“ Becker führt hier auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft an: „In einer Welt, die in zunehmendem Maße von komplexen Entwicklungen bestimmt wird, sehnen sich Menschen nach einfachen Lösungen. Der Wunsch nach einem gemeinsamen, einfachen, umweltgerechten Leben, in dem die Natur nicht unseren Interessen geopfert wird, wird lauter. In intentionalen Gemeinschaften verbinden sich Menschen auf Zeit, um ein solches Leben zu erproben.“ Das formuliert der Waldmensch Ahorn so: „Ich denke, dass der Hambi über die Zeit zu einem Ort geworden ist, der etwas hat, was man woanders nicht findet, dass sich hier zum Beispiel viele Leute geborgen oder zum ersten Mal angenommen fühlen. Deswegen ist es für mich ja auch nicht nur Besetzung und Kampf, sondern auch Lebensraum und Zuhause.“
Autorenportrait
David Klammer, Jahrgang 1961, lebt mit seiner Familie in Köln. Der Fotojournalist ist Mitglied der Ko?lner Bild- und Reportageagentur laif. Seine Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet. So erhielt er 2019 für seine Serie „Kampf um den Forst“ den 1. Preis beim Deutschen Preis fu?r politische Fotografie und Karikatur, 2012 belegte er den 1. Platz in der Kategorie „Reportage“ beim Deutschen Preis fu?r Wissenschaftsfotografie und 2007 bekam er für seine Reportage über Fußballfans bei der WM 2006 den 3. Preis bei dem renommierten Wettbewerb World Press Photo. David Klammer publiziert in namhaften Magazinen, darunter STERN Magazin, GEO Magazin, DER SPIEGEL, DIE ZEIT, CAPITAL, TIME Magazine, Wirtschaftswoche, Mercedes Classic Magazin, Nissan Magazin, Lufthansa Exclusive und Chrismon. In der Edition Bildperlen ist von David Klammer bereits das Buch „Good Morning Auroville – Die utopische Stadt der Morgendämmerung“ erschienen. Es wurde beim Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet und steht dort auf der Longlist.