Beschreibung
Zwei Geflüchtete in Berlin. Der eine kam aus der DDR, der andere aus dem Iran. Seit fast zwanzig Jahren sind sie ein Paar auf der Suche: nach sich selbst, nach einander, nach einer gemeinsamen Sprache. Sie beobachten einander, warten aufeinander, suchen nach einer Formel für die Unendlichkeit des Seins, für die Endlichkeit des Lebens, für die Unmöglichkeiten des Zwischenmenschlichen.
In seinem vielschichtigen Roman erkundet Pedro Kadivar („Kleines Buch der Migrationen“), was das Menschsein ausmacht, was Flucht, Gewalterfahrungen, Liebe, Nähe und die alltäglichen Unsicherheiten bedeuten. Geschickt verwebt er die großen Fragen unserer Zeit mit wichtigen Motiven aus Philosophie und Literatur.
Rezension
ins_lebenlesen:
"Es ist ein Buch über die Mühsal von Grenzen – Länder?, Kultur?, Sprach- und zwischenmenschliche Grenzen – in einer nachweislich unendlichen Welt. In diesen gut 200 Seiten steckt ein ganzes Universum, das mich aufgewühlt und unendlich dankbar […] zurücklässt. (…)"
ein.lesewesen:
"Es ist ein leises Buch, dass beim Lesen enorm entschleunigt. Immer wieder habe ich einzelne Sätze mehrmals gelesen, weil es Kadivar gelungen ist, für etwas Worte zu finden, nach denen ich ein Leben lang gesucht habe. Was bleibt, sind viele markierte Sätze und Nachdenklichkeit. (…)"
Jungle.world:
"Pedro Kadivar hat nach seiner Flucht aus dem Iran seine Muttersprache abgelegt. Ein Gespräch über innere und äußere Migration, die Aufhebung von Grenzen in der Literatur und eine denkwürdige Nacht mit Heiner Müller. (…)"
FixPoetry:
"Als Sechzehnjähriger ist Pedro Kadivar den Schrecken der islamischen Revolution des Ajatollah Chomeini entflohen, lässt sich in Frankreich nieder, macht dort Abitur, studiert Literatur- und Theaterwissenschaft, inszeniert und schreibt bis heute in französischer Sprache. Nach seiner Migration bricht er völlig mit seiner Heimat, mit seiner Sprache, denn, wie er in einem Interview mit Jungle World sagt, durch die Sprache hatte sich das Geografische in mir befunden. Seine Muttersprache will er völlig ablegen, gleichzeitig muss er feststellen, dass das nicht möglich ist, denn neben anderen Sprachen ist das Persische ein Grundgeräusch in meinem Inneren. (…)"
Pedro Kadivars lesenswerter Essay über Migration in Kultur und Sprache:
"Seine Muttersprache wählt man nicht“, hält Pedro Kadivar am Anfang fest. Jeder bekommt sie ungefragt mitgegeben, aber nicht jeder kann ihr so elegant entfliehen wie der 1967 im iranischen Schiras geborene Kadivar. Mit sechzehn, voller jugendlichem Élan, den er im Iran glaubte nicht ausleben zu können, ging er nach Frankreich. Die illusionsgesättigte Leichtigkeit der letzten Wochen in der Heimaterhält in diesem „Kleinen Buch der Migrationen “viel mehr Gewicht als der Kampf darum, aus dem dreimonatigen Touristenvisum einen dauerhaft legalisierten Aufenthalt und einen Schul-und Hochschulabschluss zu machen, oder die Frage, wie er das alles eigentlich finanziert hat. (…) "
Sebastian Galyga, queer.de:
"In seinem gerade erschienenen Romandebüt „Unendlich ist die Nacht” nähert sich der Schriftsteller und Theatermacher Pedro Kadivar dem Thema Migration, diesmal mit den Mitteln der Literatur, … „Unendlich ist die Nacht” setzt bei der Ebene der Sprache als Medium der Kommunikation an, um die Erfahrung der Migration zu analysieren, … Der Roman hebt zur ganz großen Erzählung an, kokettiert sogar mehrfach mit der eigenen Gemachtheit, als die erzählenden Figuren erklären, dass sie eigentlich keinen Roman, keine Prosa schreiben wollen, wobei mensch ja das Ergebnis der Überwindung dieser Einstellung bereits in Händen hält. Diese Suchbewegung, die Sehnsucht, eine Ausdrucksweise für die eigenen Erfahrungen zu finden, ist an sich eine hoch literarische. (…) "