Beschreibung
August Leskien (1840–1916) zählt zu den Begründern der Slawistik als wissenschaftliches Fach und ist der Generation von Hochschullehrern zuzurechnen, die der Universität Leipzig in der Zeit des Kaiserreichs Weltgeltung verschafften. Durch seine verwandtschaftlichen Verbindungen zu Leipziger Verlegerfamilien, namentlich zur Familie Brockhaus, gehörte er der von Bildungsprivilegien, Wohlstand und Zugang zu akademischen Berufen gekennzeichneten Welt des Leipziger Wirtschafts- und Kulturbürgertums an, die im Ersten Weltkrieg zusammenbrach.
Die Briefe Leskiens an seinen Sohn Ernst (1882–1942) und die Korrespondenz seines Schwiegersohnes Wilhelm Streitberg (1864 –1925) geben Einblicke in die politische Gedankenwelt des Bildungsbürgertums und verdeutlichen eindrücklich den Kontrast zwischen der einstmals heilen bürgerlichen Lebenswelt und dem permanenten Ausnahmezustand, in dem sich die Gesellschaft seit dem Ausbruch des Krieges befand.