Beschreibung
Dieses Buch bietet einen tiefgreifenden Einblick in die Thematik der frühen Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen. Es richtet sich an Fachkräfte wie PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und Betreuende, die in ihrer Arbeit mit diesen jungen Menschen konfrontiert sind. Die Autorin beginnt mit einer Skizzierung der Entwicklung der Jugendhilfe und betont dabei die Verantwortung gegenüber betroffenen Kindern und Jugendlichen. Besonderes Augenmerk wird auf die Bedeutung und Notwendigkeit der Beziehungsgestaltung gelegt, die als Instrument der Erkenntnis dient und eine fundierte Diagnostik struktureller Störungen ermöglicht. Die Analyse basiert auf den wissenschaftlichen Disziplinen der Psychoanalyse, Bindungstheorie und Psychotraumatologie, die ein vertieftes Verständnis der frühen Störung bei Kindern und Jugendlichen ermöglichen. Diese Erkenntnisse finden sich in den Konzepten psychotherapeutischer Praxis und der praktischen Umsetzung psychoanalytischer Konzeptionen in der Jugendhilfe wieder. Das Buch präsentiert zahlreiche Fallbeispiele, die dazu dienen, ein Verständnis für die Beziehungsgestaltung zu fördern und das erwachsene Gegenüber als 'Verwandlungsobjekt' zu betrachten. Beziehungsgestaltung bedeutet hier, sich auf die Dynamiken im Kontakt mit den betroffenen jungen Menschen einzulassen und ihnen Raum für heilsame transformierende Prozesse zu bieten. Die Autorin betont die Bedeutung eines verstehenden Zugangs mittels Projektionen und Prozessen von Übertragung und Gegenübertragung, um betroffene Kinder und Jugendliche mit ihren eigenen Gefühlen und emotionalen Erlebensweisen in Kontakt zu bringen. Dabei wird die Chance auf ein Erleben positiver Abhängigkeit gegenüber haltenden Erwachsenen und der Welt eröffnet. Insgesamt bietet das Buch einen umfassenden und einfühlsamen Ansatz, um frühen Störungen bei Kindern und Jugendlichen zu begegnen und sie auf ihrem Weg tiefgreifender Veränderung zu begleiten. Es zeigt auf, wie Psychotherapie und Jugendhilfe als geeignete Bezugssysteme genutzt werden können, um eine bedeutungsvolle Beziehungsgestaltung zu ermöglichen und damit den betroffenen jungen Menschen eine unterstützende und heilsame Umgebung zu bieten.
Autorenportrait
Dr. phil. Martina Scharrer, geb. 1967, Studium der Sonderpädagogik, Psychologie und Pädagogik in Würzburg und Minneapolis (USA). Promotion in Pädagogik, Sonderpädagogik und Psychologie mit dem Dissertationstitel: 'Dimensionen des pädagogisch-therapeutischen Verstehens'. Tätigkeiten als Fachdienst in unterschiedlichen Funktionen in der Jugendhilfe. Gründung und Leitung einer therapeutischen Familienwohngruppe mit fünf Plätzen für Jugendliche mit frühen Störungen über 20 Jahre. Dabei psychoanalytisches Arbeiten in Lebensgemeinschaften, ambulante Betreuungen und internationale Projektarbeit. Weiterführung der beruflichen Laufbahn im ambulanten Bereich, inklusive Leitung, Fallsupervision und internationaler Projektarbeit. Anschließend Tätigkeit als analytische Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche in eigener Praxis. Zusatzausbildungen in systemischer Beratung und Psychotraumatologie. Durchführung von Fallsupervisionen bei verschiedenen Trägern der Jugendhilfe, dem Jugendamt und in Kliniken. Aktuell Vorstandsvorsitzende eines Ausbildungsinstituts für analytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichen-PsychotherapeutInnen.