Beschreibung
Der Muskauer und der Branitzer Park, die Schlossgärten von Rheinsberg, Güstrow, Großsedlitz oder Pillnitz, die Parks des klassischen Weimar und des aufklärerischen Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, Sanssouci natürlich und der Babelsberger Park – die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Herausragende Gartenkunstwerke gehören ebenso dazu wie die große Masse der Gärten, Parks und des Stadtgrüns von regionaler Bedeutung, die für das Gesamtbild unseres Gartenerbes so unerlässlich sind. Dass es sie als vergängliche, der kontinuierlichen Pflege und Wiederherstellung bedürftige Kunstwerke auf dem früheren Gebiet des ostdeutschen Staates bis heute zu bestaunen gibt, verdanken sie in nicht unerheblichem Maße den denkmalpflegerischen Aktivitäten von der Nachkriegszeit bis zur Friedlichen Revolution von 1989/90.
Das Buch spürt diesem Handeln auf zwei Ebenen nach. Im ersten Teil sind es die Handlungsstrukturen, die für die Etablierung dieses Spezialgebietes der Denkmalpflege grundlegend waren. Fragen der Gesetzgebung werden dabei ebenso behandelt wie die Schritte seiner frühzeitigen Institutionalisierung. Ehrenamtlichen Aktivitäten, für die langsame Entfaltung der von den „staatlichen Organen“ zunächst kaum beachteten Gartendenkmalpflege äußerst bedeutsam, wird der ihnen gebührende Raum zuteil.
Im zweiten Teil gilt das Interesse des Autors inhaltlichen Fragen: Welche Ansichten und Methoden traten im Umgang mit dem Gartenerbe zutage, wie haben sie sich entwickelt? Das Buch zeichnet den Weg von freien, schöpferischen Auffassungen hin zu einer wissenschaftlich fundierten, dem Zeugniswert der Parks und Gärten verpflichteten Denkmalpflege – der das Streben nach der Schönheit der Parks und Gärten nie abhanden kam. Eingehend werden die Ansätze zu einer Theorie der Gartendenkmalpflege als Grundlage praktischen Handelns in den Objekten beleuchtet. Die Nutzungsformen der historischen Anlagen lassen gesellschaftsspezifische Eigenschaften ebenso deutlich hervortreten wie das Thema der Öffentlichkeitsarbeit. Auch die immer wiederkehrenden Versuche einer Klassifizierung der Gartendenkmale verrät über seine Werthierarchien viel von den staatlichen Ambitionen, historische Gärten politisch zu instrumentalisieren: Was freilich weitgehend misslang. Ebenso fügt das Thema der internationalen und innerdeutschen Beziehungen dieses Fachgebietes der Zeitgeschichte der DDR eine weitere, bezeichnende Facette hinzu.
Das Buch bietet einen Überblick über die vielfältige Entwicklung eines kleinen, eher am Rande des staatlichen Interesses agierenden Fachgebietes. Zugunsten dieses Gesamtbildes bleibt zu den einzelnen Objekten, Vorgängen und Personen viel Raum zur weiterführenden Forschung.
Autorenportrait
Dr.-Ing. Peter Fibich wurde 1968 geboren und wuchs in der DDR auf. Nach einem einjährigen Vorpraktikum in einem Landschaftsbaubetrieb studierte er von 1990 bis 1995 Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Dresden. Anschließend legte er eine Dissertation über die landschaftsarchitektonische Gestaltung von Gedenkstätten für NS-Verfolgte im Nachkriegsdeutschland vor. Seit 1998 ist Peter Fibich freiberuflich als Landschaftsarchitekt und Gartenhistoriker tätig. Von ihm gibt es zahlreiche Publikationen zur jüngeren Geschichte und zur aktuellen Entwicklung der Landschaftsarchitektur.
Von 2001 bis 2004 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am heutigen Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz-Universität Hannover im Rahmen eines DFG-Forschungsprojektes zur Geschichte der Landschaftsarchitektur der DDR. Unter der Projektleitung von Professor Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn wurde das hier publizierte Material zusammengetragen.
Seit 2004 ist Peter Fibich Partner im Büro Freiraumkonzepte GbR, Bad Lausick. Das Landschaftsarchitekturbüro befasst sich mit den Schwerpunkten der Freiraum-Objektplanung und der Gartendenkmalpflege. Peter Fibich ist Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der DGGL und Mitglied des Arbeitskreises Historische Gärten der DGGL. Er ist Vater von drei Kindern.
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn: Vorwort
Einführung
Handlungsstrukturen
Institutionalisierung und Gesetzgebung
Gesetzliche Grundlagen in den 1950er Jahren
Erste Schritte zur Institutionalisierung
Landesämter versus Institut für Denkmalpflege bis 1961
Exkurs: Hermann Schüttaufs Wirken für historische Gärten
Die Denkmalschutz-Verordnung und das Institut für Denkmalpflege 1961–1975
Das Institut für Denkmalpflege nach Inkrafttreten des Denkmalpflegegesetzes von 1975
Staatliche Verwaltungen von Schlössern und Gärten
Ehrenamtliche Bemühungen um historische Gärten
Gartendenkmalpflege im Kulturbund der DDR
Die Parkaktive im Kulturbund
Der Zentrale Fachausschuss „Denkmale der Landschafts- und Gartengestaltung“
Aus- und Weiterbildung von Gartendenkmalpflegern
Positionen
Funktionen historischer Gärten in der DDR
Die Kulturpark-Idee und ihre Auswirkungen auf historische Parks
Positionen der Gartendenkmalpflege zur Nutzung historischer Parks
Erholungsnutzung
Sport- und Spielfunktionen
Bildung und Erziehung
Kulturveranstaltungen
Wirtschaftliche Nutzung
Vandalismus und Nutzungsschäden
Erfassung historischer Gärten und Parks
Klassifikation der Gartendenkmale
Eine Werthierarchie für Gartendenkmale
Inhaltliche Aspekte der Klassifikation
Theorie und Praxis der Gartendenkmalpflege
Begriffsdefinitionen
Tendenzen ‚schöpferischer Gartendenkmalpflege‘
Wissenschaftliche Methoden in der Gartendenkmalpflege
Öffentlichkeitsarbeit
Publikationen
Tagungen und Seminare
Ausstellungen und andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit
Internationale und innerdeutsche Beziehungen
Kontakte ins westliche Ausland
Beziehungen ins sozialistische Ausland
Resümee
Anhang
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Gesetze und Verordnungen
Qellenverzeichnis
Abbildungsnachweis
Der Autor