Beschreibung
Auf einer verschneiten Eisenbahnplattform im Norden des Uralgebirges, tausende Kilometer vom tobenden Krieg entfernt, landen sie: Männer und Frauen aus dem westrumänischen Banat, Zivilpersonen, die über die Nacht aus ihrer bürgerlichen Existenz gerissen und zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion gebracht wurden. So geschehen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Man nannte sie einfach "Deutsche".
Irina Welembowskaja, die selbst in den Ural verbannt war und mit diesen "Deutschen" Schwerarbeit in der Taiga verrichtet hatte, war Augenzeugin der beschriebenen Geschehnisse. Ihre Darstellung ist damit nicht nur authentisch und unmittelbar, sondern vermittelt auch- ganz in der großen russischen Romantradition - Emotionen in packender Intensität: den Kampf um Menschlichkeit in unmenschlichen Situationen, die Suche nach Verständnis und Hilfsbereitschaft, die Hoffnung auf Überleben in einer Welt, die von blutigen Konflikten zerrissen ist. "Deutsche", eigentlich eine Liebesgeschichte, durfte wegen der Schilderung geheimgehaltener Vorkommnisse, wie sie die Autorin selbst miterlebt hatte, in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Der Roman erschien erst 2002.
Autorenportrait
Irina Welembowskaja ( 1922 - 1990 ) wurde in einer bürgerlichen Familie geboren. Seit frühester Kindheit war ihr die Welt der russischen Literatur eng vertraut. Zu dem Bekanntenkreis der Familie gehörten der Schriftsteller Maxim Gorky sowie andere berühmte Künstler. 1938 nahm das Leben der jungen Irina eine tragische Wendung: Durch die politisch motivierte Verhaftung des Vaters musste sie ihr Studium abbrechen und sich Arbeit suchen. Kurz nach dem Beginn des Krieges 1941 wurde Irina selbst verhaftet und in die Verbannung geschickt.
Erst nach dem Ende der Stalinära konnte Irina Welembowskaja nach Hause zurückkehren.
Ab 1957 studierte sie am Moskauer Literaturinstitut. Schon ihre ersten Werke wurden berühmt und in mehrere Sprachen übersetzt.