Beschreibung
Seit Corona wütet, sind Krankheit, Tod und Trauer durch die Vorsichtsmaßnahmen an vielen Orten unsichtbar geworden. Kurz nachdem im Krankenhaus der russischen Bergbaustadt Kemerowo eine Pandemie-Station eingerichtet wurde, hält der Mediziner und Künstler Ruslan Mellin das Geschehen in Federzeichnungen fest: wie Ärzte sich in Schutzanzüge hüllen, Schwerkranke auf der Intensivstation liegen, ältere Menschen um ihr Leben ringen. Zeitgleich fällt dem Gesichtschirurgen auf, dass die Opfer häuslicher Gewalt auf seiner Station mehr werden; während das Behandeln von durch Schlägereien lädierten Männergesichtern zu seinen Routine-Aufgaben gehört, muss er nun Frauen helfen, die von ihren Partnern verprügelt wurden. Unter diesem Eindruck schafft Mellin eine Porträtgalerie von Gewaltopfern, wobei er die von ihm behandelten Traumata mit den Gesichtszügen von Freunden und Kollegen kombiniert.
Autorenportrait
Ruslan Mellin geboren 1989 in Minusinsk. Besuchte als Gymnasiast eine Kunstschule, wo sein Hang zur anatomischen Detailwiedergabe bei der Lehrerin und der sonst nur aus Mädchen bestehenden Klasse nicht gut ankam. Er studierte Medizin. Zum Künstler, mit Hang zum Symbolismus, machten den sibirischen Mund-Kiefer-Gesichtschirurg seine Erfahrungen als Arzt. Er lebt und arbeitet in Kemerowo.