Beschreibung
Gerhard Marcks ist einer der großen figürlichen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Als er 1925 vom Bauhaus nach Halle kommt, um an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein zu lehren, beginnt für ihn eine ausgesprochen glückliche und künstlerisch produktive Zeit. Mit seiner Familie wohnt er im Herrenhaus des Gimritzer Gutes. Die Begegnung mit archaischer Kunst auf der ersten großen Griechenlandreise leitet einen Wandel seiner künstlerischen Auffassung ein. In Halle entstehen Schlüsselwerke seines Œuvres, wie die „Thüringer Venus“. Im Auftrag der Stadt schafft Marcks die
überlebensgroßen Tierfiguren für die Giebichensteinbrücke und für die hallesche Universität die herausragenden Porträtbüsten von Luther und Melanchthon. Als er 1933 aus dem Schulamt entlassen wird, zieht er sich mit seiner Familie in das als Sommersitz erworbene Haus in Niehagen an der Ostsee zurück. Er wird von den Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler diffamiert, seine Werke werden beschlagnahmt, er wird mit Ausstellungsverbot belegt.
Nach Kriegsende erhält er von mehreren Kunstschulen Lehrangebote, auch aus Halle. Er entscheidet sich für Hamburg. Nach Halle, wo 1945 große Teile seines Frühwerks geplündert und zerstört werden, will Gerhard Marcks nicht mehr zurückkehren.
Autorenportrait
RENATE LUCKNER-BIEN hat nach einem Designstudium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle ein externes Ästhetikstudium an der Humboldt-Universität Berlin absolviert und nach dem Staatsexamen an der Technischen Universität Dresden promoviert. Ab 1973 war sie an der Burg Giebichenstein in Forschung und Lehre tätig, von 1993 bis 2014
leitete sie die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und war Pressesprecherin der Kunsthochschule. Seit 2014 arbeitet sie freiberuflich als Publizistin und Kuratorin.