Traces of togetherness / Spuren des Miteinanders
Citizen journalism in the South Caucasus and Russia
Aktiv e V, Kultur / Schumann, /
Erschienen am
01.06.2019, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
Foreigners, almost everywhere - Not better, not worse. Just different. Im Sommer 2018 begaben sich am Ufer der Wolga im russischen Städtchen Uljanowsk während eines Workshops, Neugierige aus Armenien und Aserbaidschan gemeinsam mit russischen Gleichgesinnten auf die Suche nach dem Eigenen im Fremden, nach Spuren der eigenen Kultur und der eigenen Geschichte in Kultur, Alltag und Geschichte der jeweils anderen. Das ist seit Jahrzehnten und auch noch heute keine Selbstverständlichkeit. Die immer noch schwelenden politischen und territorialen Konflikte um Berg-Karabach, Abchasien oder um den Russisch-Georgischen Krieg von 2008 in und zwischen den Kaukasusländern und Russland erschweren es den Menschen dieser Regionen offen und unvoreingenommen aufeinander zuzugehen. Oft gehen diese Auseinandersetzungen mit einer tendenziös-parteiischen Medienberichterstattung und Zensur oder mit verschiedensten bürokratischen Repressalien wie auch der Anwendung von körperlicher Gewalt einher. Das Bild "der Anderen" wird oft maßgeblich durch offizielle Darstellungen und mediale Beeinflussungen bestimmt, wie beispielsweise in Russland oder Aserbaidschan, wo die Medienlandschaft zunehmend eingeschränkt wird. Eine Folge der durch diese Konflikte provozierten bürokratischen Hürden bekamen die Workshop-Teilnehmer aus Georgien zu spüren: Sie konnten an dem Workshop nicht teilnehmen, da sie nicht rechtzeitig Visa für Russland bekamen. Die Visapflicht für Georgier wurde in der Folge des russisch-georgischen Krieges eingeführt. Dabei gibt es durchaus viele positive Anknüpfungspunkte an eine gemeinsam gelebte Vergangenheit, wie beispielsweise den Park der Völkerfreundschaft in Uljanowsk: Angelegt in den 1970er Jahren, ist er ein Symbol des gleichberechtigten Miteinanders und der Vielfalt der Sowjetrepubliken. Jedes Land konnte sich den anderen in einem eigenen Territorium am Wolgaufer mit Skulpturen, Pavillons oder landestypischer Flora präsentieren. So bot sich der Park ideal als Ausgangspunkt unserer Spurensuche vom Eigenen zum Anderen oder vielleicht besser im Anderen an. Gemeinsam und teilweise in gemischten Teams erkundeten die Workshop-Teilnehmer die Stadt, ihre Menschen und ihre Geschichten und gruben Geschichten ihrer eigenen Regionen aus. Dies passierte nicht immer konfliktfrei, aber immer mit Respekt vor seinem Gegenüber und immer in einer respektvollen Sprache. Die kaukasischen Teilnehmer recherchierten vor ihrem Aufenthalt an der Wolga Spuren russischer Kultur und Geschichte im Kaukasus und präsentierten diese gewissermaßen als Gesprächsangebot für die Uljanowsker Stadtgesellschaft. Die Publikation präsentiert eine - nach den beteiligten Ländern geordnete - Auswahl bürgerjournalistischer Beiträge der Teilnehmer des Projektes "Traces of Togetherness" und von Einsendungen, die im Rahmen eines anschließenden Onlinewettbewerbes zum selben Thema eingereicht wurden. Den bürgerjournalistischen "Fundstücken" wurden dabei jeweils Beschreibungen zur Situation des Bürgerjournalismus in den beteiligten Ländern vorangestellt, in denen länderspezifisch der aktuelle Status, die Entwicklungspotentiale und Schwierigkeiten des Bürgerjournalismus thematisiert wurden. Im Sinne des Gesamtprojektes möchte auch das Magazin helfen, Vorurteile und Ängste abzubauen und auf die Spuren des Miteinanders neugierig zu machen. Oder wie es eine Teilnehmerin des Story-Wettbewerbs formulierte: Die Anderen sind genau wie wir - "Not better, not worse. Just different." Es kommt immer nur auf die Perspektive an. Das Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht, wofür wir uns hiermit herzlich bedanken möchten.