Beschreibung
Sommer 1909. Mariclée reist nach England, um einen Mann zu treffen. Als sie „das Exemplar“ um einen Tag verfehlt, beschließt sie zu warten und vertreibt sich die immer länger werdende Wartezeit auf einer bizarren Reise durch London, England und Irland. Aus Tagen werden Wochen und schließlich Monate. An Bord eines großen Passagierdampfers begegnet sie endlich nicht nur ihrem Angebeteten, sondern auch dessen Gattin und Schwiegermutter. Das spannende, scharfsinnige und hinreißend eigentümliche Porträt einer jungen Frau, die das Wagnis eingeht, einer sehr unkonventionellen Vorstellung von Liebe nachzujagen.
Autorenportrait
Annette Kolb (1870?1967), Tochter eines Münchner Gartenarchitekten und einer Pariser Pianistin, setzte sich zeitlebens für die deutsch-französische Verständigung ein. Die Pazifistin lebte viele Jahre im Exil, zuletzt in den USA. Sie kehrte immer wieder nach Deutschland zurück. Mit „Das Exemplar“ gelang ihr 1913 der Durchbruch als Schriftstellerin. In den 1920ern spielte sie eine bedeutende Rolle im deutschen Literaturleben und wurde – in Deutschland und Frankreich - mit zahlreichen Preisen geehrt.
Rezension
'Ihre Sprache ist ganz unverwechselbar. Wundernett sagt sie oder was machen die Amourschaften, oder Ich muss ihm eine politesse machen. Wenn sie sich ärgerte, verfiel sie – wie alle Franzosen – vom ›Du‹ ins ›Sie‹. Wie herrlich sind ihre kleinen Diners: Es wird einen olympischen Strudel geben, wobei es ein Rätsel bleibt, wie sie sie finanziert. Denn natürlich ist sie nicht reich; sie ist keine Hortende, keine Sparsame. Das Geld weht sie an und weht auch wieder fort.' Ursula von Kardorff, Die Welt