Beschreibung
Valentin Tombergs Geschichte der Völkerrechtswissenschaft wurde 1952 in England verfasst. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war der kalte Krieg immer mehr zum bestimmenden Faktor in Europa und in der Welt geworden und konnte jederzeit in einen heißen Krieg umschlagen – zum Beispiel 1962 anlässlich der Kuba-Krise. Auch heute geht es in der Welt und insbesondere in Europa wieder um Krieg und Frieden, wie der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine und seine dramatischen Folgen unmissverständlich vor Augen führen.
Tomberg zeigt, wie in der Neuzeit das ursprünglich dreistufige Recht Stufe um Stufe abgebaut wurde. Zunächst verlor man das göttliche Recht aus den Augen. Übrig blieb das aus dem Naturrecht und dem positiven Recht bestehende zweistufige Recht. Da jedoch das Naturrecht keine höhere Quelle in der Offenbarung des göttlichen Rechts mehr hatte, büßte es mehr und mehr seine orientierende Wirksamkeit ein – ein Vorgang, an dem die Aufklärung des 18. Jahrhunderts maßgeblichen Anteil hatte. Übrig blieb das einstufige positive Recht.
Die Wissenschaft, die sich damit befasst, ist der heute allenthalben verbreitete Rechtspositivismus?– für Tomberg Ausdruck und Ursache eines sich immer weiter fortsetzenden Rechtsverfalls, der heute allenthalben spürbar ist.
Die Frage einer gerechten Weltfriedensordnung sowie der Rolle, welche das Völkerrecht darin zu spielen hat, stellt sich heute dringlicher denn je.
Inhalt
Vorwort 7
I. Zur Problemlage 9
I.1. Völkerrecht und Völkerrechtswissenschaft 9
I.2. Die Grundprobleme der Völkerrechtswissenschaft 13
I.3. Die Methode der Wissenschaft des Völkerrechts 17
I.4. Der geschichtliche Anfang der Völkerrechtswissenschaft 19
II. Die Lehre des hl. Thomas von Aquin vom
dreistufigen Recht und deren Bedeutung für das
Grundproblem des Völkerrechts: Friede und Krieg 28
II.1. Die augustinische Tradition 28
II.2. Der Kampf um die Erkennbarkeit der Wahrheit durch
das Denken bis Thomas von Aquin 31
II.3. Die Lehre des heiligen Thomas von Aquin
vom dreistufigen Recht 38
II.4. Die Friedensordnung des heiligen Thomas von Aquin 47
II.5. Die Lehre des heiligen Thomas von Aquin über den Krieg 49
III. Die weitere Entwicklung der Probleme des
Völkerrechts auf der Grundlage des dreistufigen Rechts 54
III.1. Der Neutralitäts- und Toleranzbegriff im Mittelalter 54
III.2. Francisco de Vitoria 61
III.3. Theologen und Juristen der aufkommenden Neuzeit
und ihre Lehren vom Staat 87
III.4. Francisco Suárez 106
IV. Der Übergang vom dreistufigen Recht zum
zweistufigen Recht 117
IV.1. Albericus Gentilis und die rechte Art der Kriegführung 117
IV.2. Hugo Grotius und seine Schule 125
V. Die „konservativen“ und „liberalen“ völkerrechtlichen
Ideen des rationalistischen Naturrechts nach dem
Verdämmern des göttlichen Rechts 136
V.1. Thomas Hobbes und John Locke 136
V.2. Samuel von Pufendorf und Christian Thomasius 162
V.3. Die „Grotianer“: Leibniz, Wolff, Vattel 184
VI. Die Verdämmerung des rationalistischen Naturrechts
und der Übergang vom zweistufigen
zum einstufigen Recht 219
VI.1. Die völkerrechtlichen Ideen der französischen Aufklärung
und die revolutionäre Politisierung des Rechts 219
VI.2. Kant und die Kantianer 226
VI.3. Hegel und die Lehre von der unbeschränkten
Selbstherrlichkeit.des Staates 241
VII. Das einstufige Völkerrecht: der reine Positivismus
und seine Probleme 252
VIII. Die Dämmerung des einstufigen Rechts – des
Positivismus – als internationales Recht 256
IX. Die gegenwärtige Strömung zur Wiedergeburt
des Völkerrechts durch Rückkehr
zum Naturrecht und zum göttlichen Recht 260