Beschreibung
Nach den 'Amoren für Cassandre' (1552), in denen der französische Renaissancepoet Pierre de Ronsard die florentinische Bankierstochter Cassandre Salvati besingt, die unmittelbar nach ihrer Begegnung mit ihm einen Großgrundbesitzer heiratete, handeln die Lieder und Sonette des zweiten Buchs, der 'Amoren für Marie' (1556), von der unglücklichen Liebe des Dichters zu Marie, einem hübschen fünfzehnjährigen Bauernmädchen aus Bourgueil an der Loire. Aus einer späteren Schaffensphase stammt der zweite Teil, 'Zu Maries Tod' (1578), in dem sich Ronsard mit dem Tod einer Berühmtheit gleichen Namens auseinandersetzt: Marie de Clèves. Die Geliebte Heinrichs III. starb 1574 und wurde in Gedichten betrauert, die der König größtenteils bei Ronsard in Auftrag gegeben hatte – was den deutlich distanzierteren und kühleren Ton erklärt. Abgerundet wird dieser Band Liebeslyrik durch die 'Sonette und Madrigale für Astrée' (1578), von denen behauptet wird, Ronsard habe sie für seinen Freund Béranger du Gast geschrieben, um diesem zu helfen, die bereits vermählte Françoise Babou de la Bourdaisière zu verführen.
Autorenportrait
Pierre de Ronsard (1524–1585), der heutzutage als der bedeutendste französische Schriftsteller der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gilt, verfasste Lyrik nach dem Vorbild antiker Dichter wie Pindar, Horaz oder Anakreon. Er gehörte dem (1549 gegründeten) Dichterkreis der Pléiade an, zu dessen Führer er 1556 avancierte, und trug dort maßgeblich zur Entstehung des von Joachim du Bellay aufgesetzten Manifests 'Deffence et illustration de la langue françoise' (1549) bei. 1569 versuchte Ronsard sich an einem Versepos, 'La Franciade', welches sowohl von antiken Epen wie Homers 'Odyssee' als auch vom 'Lusiaden'-Epos seines portugiesischen Zeitgenossen Luís de Camões inspiriert war. Das Projekt, über das konfessionell zersplitterte und unter endlosen Religionskriegen leidende Frankreich zu dichten, scheiterte jedoch. Die Spezialität Ronsards blieb die Liebeslyrik, die vor allem bezüglich der gefühlsmäßigen Haltung des Autors stark an Petrarca erinnert. Besessenheit und unglückliche Lieben spielen eine große Rolle, etwa in den seit 1552 fortlaufend erweiterten 'Amours'.
Der Übersetzer: Georg Holzer (geb. 1974), Studium der Romanistik, Dramaturg am Bayerischen Staatsschauspiel, Träger des André-Gide-Preises 2008 für die Übersetzung der 'Amoren für Cassandre'.
Die Herausgeberin: Carolin Fischer (geb. 1962), Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaften an der Université de Pau.