Beschreibung
Der 25-jährige Student Shiiba Mikio verlor seine Mutter bereits als kleines Kind, und seit dem plötzlichen Tod seines Vaters vor neun Jahren lebt er nun ganz allein in Tokyo. Der Student kämpft sich ab, jobbt neben seinem Studium der Agrarwissenschaften in Teilzeit als Nachhilfelehrer, um sich über Wasser zu halten.
Im Spätherbst fährt er für zwei Wochen in einen Gasthof aufs Land, wo er in der Ruhe der Abgeschiedenheit seine Abschlussarbeit schreiben möchte. Eigentlich wollte er danach an der Universität bleiben und als Wissenschaftler seine Studien weiterführen. Doch sein Professor hat ihn abgeschrieben und empfiehlt ihm, sich stattdessen einen Job zu suchen. In seiner Enttäuschung darüber macht Mikio keine Fortschritte mehr und quält sich mit der Fertigstellung seiner Masterarbeit über die Überlebensfähigkeit von isolierten Zellen.
Nicht bereit, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen, dreht sich nun in seinem Kopf alles um die Vergangenheit. Rückblickend ist er erstaunt darüber zu sehen, dass er nach dem Tod seines Vaters nahezu alle Verbindungen zu anderen Menschen gekappt hat. Um über die Runden zu kommen hat er sich in jeder freien Minute in die Arbeit vergraben.
Am letzten Tag seines Aufenthalts im Gasthof lernt er Ryôko kennen, der er in einer Nacht zuvor auf mysteriöse Weise zuvor schon einmal begegnet war. Während seiner Heimreise trifft er sie auf einem Bahnhof erneut. Als sie ihm gesteht, dass sie es sich nicht leisten könne, den Fahrpreis für die weitere Heimfahrt aufzubringen, reisen sie gemeinsam zurück nach Tokyo. Ryôko zieht bei Mikio ein, doch verfällt sie in Schweigen. Nach einiger Zeit verschwindet sie plötzlich.
Die Geschichte liest sich wie ein wissenschaftliches und anspruchsvolles literarisches Experiment zugleich: Was passiert, wenn ein Single, der als Waise nach und nach seine Verbindungen zur Außenwelt abgeschnitten hat, fast wie ein isolierter Einzeller lebt und einen nahezu animalischen Geruchssinn hat, auf ein Single des anderen Geschlechts trifft, der sich, getrieben von dem unbändigen Verlangen, allein zu sein, ebenfalls von seinen Mitmenschen zurückzieht?
Die Erfahrungen der Autorin als Doktorandin der Agrarwissenschaften kommen in diesem Roman in vielerlei Hinsicht zum Tragen und verleihen ihm einen ganz ungewöhnlich realistischen Aspekt.
Autorenportrait
Masuda Mizuko, geboren 1948, studierte Agrarwissenschaften und Biochemie an der Tokyo University of Agriculture and Technology.
In den späten 1970er-Jahren, während sie in einem Labor für Biochemie an der Nippon Medical University arbeitete, begann sie mit der Veröffentlichung von belletristischen Werken.
Für den Roman "Jiyû jikan" (Freie Zeit) wurde ihr der Noma-Kunst-Nachwuchspreis verliehen, und für den vorliegenden Roman, dessen japanischer Titel "Shinguru Seru" (Single Cell) lautet, der Izumi-Kyôka-Preis. Desweiteren erhielt Masuda Mizuko für "Tsukuyomi" (Tsukuyomi ist eine shintoistische Gottheit) den Itô-Sei-Literaturpreis. Außerdem wurde sie wiederholte Male für den Akutagawa-Preis, den bedeutendsten Literaturpreis Japans, sowie für zahlreiche andere Preise nominiert. Im Mittelpunkt ihrer Romane stehen häufig als Single lebende junge Menschen. Zentrale Themen in ihren Werken sind die emotionale Isolation und die Einsamkeit einzelner Individuen in der Gesellschaft.