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Der Gehülfe

Erschienen am 02.11.2015
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939529149
Sprache: Deutsch
Format (T/L/B): 125.0 x 142.0 cm
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

'Vor den Augen des scheinbar von einer Reise herkommenden Mannes war auf einem Emailleschild zu lesen: C. Tobler, technisches Bureau. Er wartete noch einen Moment, wie um über irgend etwas gewiss sehr Belangloses nachzudenken, dann drückte er auf den Knopf der elektrischen Klingel.' Bereits der Anfang von Robert Walsers 1908 erschienenem Roman ist bezeichnend für seinen Protagonisten; beständig hält Joseph Marti inne, um über irgendetwas gewiss sehr Belangloses nachzudenken, beständig wundert er sich, beständig ist er im Zweifel. Im einen Moment macht er sich Vorwürfe, weil er den Niedergang des Hauses, in dem er angestellt wird, nicht aufhalten kann, im nächsten steht er diesem Niedergang vollkommen gleichgültig gegenüber. Dauernd schwankt er zwischen Auflehnung und Unterwürfigkeit, zwischen Entschlossenheit und Kleinmut. Um die Charakterfestigkeit der anderen Figuren im Roman ist es nicht besser bestellt: Josephs Arbeitgeber springt zwischen überschwänglicher Herzlichkeit und Wutausbrüchen hin und her, seine Frau ist ein einziges Rätsel und Wirsich, Josephs Vorgänger im Amt, ist der personifizierte Wankelmut schlechthin. Walser beleuchtet seine Figuren in ihren Widersprüchlichkeiten von allen Seiten, zeichnet genaue Psychogramme, ein Sittenbild des beginnenden 20. Jahrhunderts in der Schweiz und des „heimlichfeißen Menschenschlags“, der das „reizende Nest“ bewohnt, in dem der Roman spielt. Martin Hofer und Heinz Müller bringen in ihrer szenischen Lesung die Widersprüchlichkeiten der Charaktere ebenso exzellent zum Ausdruck wie den feinen Humor in Walsers Roman, den hintergründigen Sprachwitz und die scheinbare Heiterkeit in der Tragik der Handlung. Und: Als gebürtige Schweizer sprechen Sie die Sprache Robert Walsers, und ebenso wie in Walsers Wortschatz und Grammatik klingt sie auch im Hörbuch an: von leicht schweizerischem Tonfall bis hin zum perfekten Schwyzertütsch.

Autorenportrait

Robert Walser wurde am 15. April 1878 in Biel geboren. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Banklehre und arbeitete anschließend als Büroangestellter und Schreibkraft in verschiedenen Banken und Versicherungen in Basel, Zürich und Stuttgart. Mit seinen ersten Gedichten, die 1898 in der Berner Zeitung 'Der Bund' erschienen, avancierte er rasch zum Geheimtipp und erhielt Zugang zu literarischen Kreisen. Er arbeitete weiterhin als kleiner Angestellter, im Jahr 1903 für vier Monate bei dem Ingenieur und Erfinder Carl Dubler in Wädenswil am Zürichsee. Dieser Aufenthalt war die Vorlage für seinen Roman 'Der Gehülfe', den er 1907 ? mittlerweile in Berlin ? innerhalb von nur sechs Wochen niederschrieb. Neben Gedichten, kleineren Prosastücken und Erzählungen schrieb Robert Walser noch zwei weitere Romane, 'Geschwister Tanner' (1907), 'Jakob von Gunten' (1909) und ab 1924 seine Mikrogramme, millimetergroß geschriebene Entwürfe zu Gedichten, Prosastücken, Szenen und einem ganzen Roman, die teils erst über 40 Jahre nach seinem Tod entziffert und publiziert wurden. Anfang 1929 begab sich Walser nach einem psychischen Zusammenbruch in die Heilanstalt Waldau bei Bern. 1933 wurde er von dort nach Herisau verlegt, wo er das Schreiben einstellte und den Rest seines Lebens als anonymer Patient verbrachte. Walser starb am ersten Weihnachtstag 1956.

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