Beschreibung
Martin Mosebach schreibt seine Bücher mit der Hand. Zwischen 1995 und 1997 entstehen 172 eng beschriebene Seiten für einen Roman unter dem Arbeitstitel „Das Lamm“, der 2000 als „Eine lange Nacht“ mit einem Umfang von 575 Seiten im Aufbau-Verlag, Berlin, erscheint. Die Schrift des Manuskriptes ist winzig, für einen Leser nur mühsam zu entziffern, für den Autor nützliches Arbeitsmaterial, um sein Gedankengebäude festzuhalten.
Als Rebecca Horn dieses Manuskript sieht, ist sie von dessen Ästhetik und künstlerischer Kraft begeistert. Jede Seite ist ein Bild, das den Fluss der Gedanken verrät, die Konzentration, Präzision und künstlerische Vision des Schreibenden zeigt. Sie beschließt, aus diesem „objet trouvé“ ein Kunstwerk zu machen. 2002 inszeniert und fotografiert sie dafür die Geschichte der langen Nacht an den Originalschauplätzen in Frankfurt am Main. Aus diesem Material entstehen 24 Fotomalereien: Fotografien, die durch ihre besondere Technik der Mehrfachbelichtung die Protagonisten der Geschichte mit den Orten der Handlung verschmelzen lassen. Anschließend von Rebecca Horn übermalt, werden daraus Bilder, die reale Welten mit der Welt der Gedanken verbinden, diese beobachten und kommentieren. Energiefelder und -linien sind ins Bild geschrieben. Fabelwesen entführen uns in eine fantasievolle und poetische Zwischenwelt.
Das Künstlerbuch „Das Lamm“ bringt es nun zusammen: Auf 200 Seiten sind Martin Mosebachs Manuskripte als Faksimile wiedergegeben. Rebecca Horns Fotomalereien, hochwertig gedruckt auf Kunstdruckpapier, liegen lose, Lesezeichen oder Memos vergleichbar, im Buch. Sie sind eingebettet in das Gedankengebäude des Autors und lassen ein großes neues Gemälde entstehen.