Beschreibung
'Sehr wahrscheinlich erkennt die Nachwelt nur diejenigen als wirkliche Schriftsteller an, die ein hervorragendes Bild ihrer Gegenwart, ihrer Menschen und Anschauungen, zu geben vermochten. Und zwar ohne Rücksicht auf alle kurzlebigen Anschauungen und momentanen Stimmungen'. Daran kann sich auch Andric Jahrzehnte nach seinem Tod messen lassen: Gemeinsamer Nenner seiner Erzählungen und Romane ist die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz. In seinen Antworten wird die historische Vergangenheit als existenzielle Vorbedingung des Menschen zur immer noch aktuellen Gegenwart. Andric durchforstet die in der 'selva oscura' jedes Menschen verborgenen Leidenschaften, Tugenden und Laster nämlich gerade dort auf ihre Lichtungen hin, wo alles bereits erzählt und geklärt zu sein schien. So blickt er zurück in die Zukunft. Das ist der Grund für den Beifall, der aufbrandete, als man bei der Feier zur Wiedererrichtung der Brücke von Mostar im Juli 2004 an die 'Brücke über die Drina' und Andric erinnerte.