Beschreibung
'Sie lebten vergnügt bis an ihren Tod', heißt es von Allerleirauh und dem König; im Landgrafenchor der Elisabethkirche liegen sie nebeneinander begraben. Da liegen sie, mit geöffneten Augen, das gewellte Haar fällt auf das steinerne Kopfkissen, zwei Engel sind in der Nähe.
Allerleirauh, Frau Holle, Dornröschen, Rapunzel, der Eisenhans – sie alle fanden schließlich ihre Heimat im Marburger Land. Wie sie dahin gerieten? Dieser Frage geht der große Fabulierer Ludwig Harig nach und begibt sich auf die Spur des Jugendstilmalers Otto Ubbelohde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Gegend die wahre Entsprechung für die Schauplätze der Grimmschen Märchen entdeckte. Die erstmals 1910 erschienene dreibändige Ausgabe mit Ubbelohdes Zeichnungen, die das Ergebnis seiner fast zehnjährigen Streifzüge durch die Marburger Umgebung waren, ist für Liebhaber und Kenner ein Muß: 'kein Berg, den Ubbelohde zeichnete, blieb ungebannt, kein Gemäuer unerlöst. so hart auch seine Feder war, so karg seine Linie, so naturroh seine Räume sind, ein zauberischer Hauch von Jugendstil zieht durch die Bilder hindurch.' (Ludwig Harig).
Marburg, Amönau und die Burgruine Mellnau sind die Schauplätze von Ludwig Harigs literarischer Entdeckungsreise, die – mal ironisch, mal komisch, mal frivol – einen schillernden Märchenteppich entrollt, der die Grimmschen Welten, Ubbelohdes Jugendstilschöpfungen und die Eindrücke des zeitgenössischen Wanderers auf poetische Weise ineinanderfließen läßt.
Autorenportrait
Ludwig Harig, geboren 1927, lebt in Sulzbach im Saarland. Er unterrichtete zwanzig Jahre als Volksschullehrer. Nach experimentellen Texten, Hörspielen und Essays begann er in den achtziger Jahren, seine autobiographische Romantrilogie zu schreiben. Im zu Klampen Verlag ist von Ludwig Harig bereits Reise mit Yoshimi erschienen.
Otto Ubbelohde, (1876-1922) wurde in Marburg geboren und lebte u.a. in Worpswede und München, bevor er wieder in seine hessische Heimat zurückkehrte. Sein Werk gehört zu den Zeugnissen eines Naturalismus, der sich um die vorige Jahrhundertwende zunächst dem Impressionismus, später dann der ornamentalen Kunst des Jugendstils öffnete. 1910 erschien der dritte und letzte Band der von ihm illustrierten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.