Autorenportrait
Karl Ballmer (1891-1958) war ein Schweizer Kunstmaler und philosophischer Schriftsteller. Entscheidend für sein Leben und Werk war die Begegnung mit Rudolf Steiner, dessen unmittelbarer Schüler er einige Jahre lang war. Frustriert von der Dornacher Sektiererei ging er nach Hamburg, um "durch die Erwerbung eines umfassenden Fundus an Wissen auf philosophischem und sonstigen wissenschaftlichen Gebieten mir die zureichenden Grundlagen zu verschaffen für eine absolut selbständige Beurteilung der von Dr. Steiner aufgerollten Erkenntnis- und Wissenschaftsprobleme". Als Mitglied der Hamburgischen Sezession brachte er es auf malerischem Gebiet zu relativ großer Anerkennung, gehörte jedoch zur von den Nazis erfolgreich unterdrückten Generation der "Verlierer der Kunstgeschichte". 1938 flüchtete er ins Tessin. In der äußeren Zurückgezogenheit verfolgte er aufmerksam das politische und geistige Geschehen und entfaltete eine umfangreiche Korrespondenz- und Schreibtätigkeit.
Ballmers Hauptanliegen ist das Hindeuten auf das Lebenswerk Rudolf Steiners. Bis heute steht er allein auf weiter Flur in dem Bemühen, dieses Werk in der Einheitlichkeit wahrzunehmen, in der es geschaffen wurde. Das Spätwerk Anthroposophie verwirklicht das Frühwerk; aber das Frühwerk gibt auch eine Lesart der Anthroposophie, die mit allen „theistischen Zwangsträumen“ der „süchtigen Gemüter“ christlicher Provenienz aufräumen muss.
So wurde Ballmer für die anthroposophische Bewegung unweigerlich zum Häretiker. Für den unabhängigen Betrachter dagegen ergibt sich die Möglichkeit, den aus historischen Gründen in eine bunte Bilderwelt verpackten Weltanschauungsentwurf „Anthroposophie“ als die radikale Selbstverwirklichung eines modernen Menschen zu entdecken.
Siehe auch: www.edition-lgc.de