Beschreibung
1986 erhielt Ernst Ruska für die Erfindung des Elektronenmikroskops den Nobelpreis. Er wurde damit für eine Leistung gewürdigt, die rund fünfzig Jahre zurücklag. Doch es gab noch andere Forscher, die sich in den 30er Jahren um die Entwicklung eines "Übermikroskops" verdient gemacht haben. War es Zufall, daß dieser Nobelpreis erst verliehen wurde, nachdem Ernst Brüche als letzter der übrigen bedeutenden Pioniere verstorben war? Oder wollte das Nobel-Komitee es vermeiden, in dem seit Jahrzehnten schwelenden Prioritätsstreit Partei ergreifen zu müssen?
Der größte Teil der bisherigen Literatur zu diesem Thema ergreift jedenfalls Partei für eine der beteiligten Gruppen. Der chinesische Physikhistoriker Lin Qing hat nun anhand bislang ungenutzter Quellen die Leistungen der wichtigsten beteiligten Forscher unparteiisch und mit großem Gespür für die physikalischen Zusammenhänge untersucht. Seine Ergebnisse widersprechen den gängigen "Erfolgsgeschichten": Er kann überzeugend nachweisen, daß die Idee und Verwirklichung des Elektronenmikroskops keineswegs der Ruska-Gruppe allein zu verdanken ist, sondern verschiedenen Wurzeln entstammte. Zwar bleibt unbestritten, daß der Ruska-Gruppe mit ihrer Entwicklungslinie letztlich der technologische Durchbruch gelang, doch arbeiteten weder die Forschungsgruppen um Ernst Ruska (TH Berlin-Charlottenburg) und Ernst Brüche (AEG) von Anfang an auf die Entwicklung eines "Übermikroskops" hin, noch schritten die Arbeiten beider Gruppen isoliert voneinander fort. Im Gegenteil: Der Autor zeigt auf, wie diese Innovation überhaupt erst durch die gegenseitige Befruchtung entstanden ist.
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