Beschreibung
«In seiner isolierten Gestalt, seiner geheimnisvollen Existenz, seiner Reinheit und Unschuld repräsentiert es [dieses reine und poetische Wesen] die Stufe des Alters, auf der es steht, so rein, es kann zu der reinsten Wehmut und zu einer wahr menschlichen Trauer bewegen, weil sich nichts als die Menschheit in ihm darstellt», schrieb Schiller am 2. Juli 1796 an Goethe über die Gestalt der Mignon.
Als Kaspar Hauser, das «Kind Europas», geboren wurde, war der Mediziner, Dramatiker, Lyriker, Philosoph und Historiker Friedrich Schiller bereits tot – und auf Kaspar Hauser findet sich in Goethes Werk und seinen Briefen keinerlei Bezugnahme. In der geheimnisvollen Gestalt der mehrfach traumatisierten Mignon im Roman «Wilhelm Meister» aber gelang Goethe Jahrzehnte vor dem Auftauchen Hausers eine einzigartige Darstellung menschlichen Leidens, menschlicher Sensitivität und menschheitlicher Größe.