Beschreibung
Nackt und bleich und blutu?berströmt durchstreift eine junge Frau barfu?ßig die vom Mond nur schwach beleuchtete su?ditalienische Landschaft Apuliens. Längs ihrer Beine sind Striemen zu erkennen, Blutergu?sse an den Hu?ften, das Gesicht geschwollen. Als sie endlich die Straße erreicht, sind die Scheinwerfer eines Lastwagens das letzte, was sie sieht.
Ein vom Vater selbst, dem aus dem Nichts zu Reichtum gelangten Bauunternehmer Vittorio Salvemini, als Selbstmord verschleierter Mord an seiner eigenen Tochter wird zum Kulminationspunkt einer aus Gier, Gewalt, Korruption und Erpressung aufgebauten Karriere. Es ist am Ende der Bruder, der seine Schwester rächen und den Vater vernichten wird.
Nicola Lagioia seziert in EISKALTER SÜDEN mit wuchtiger und immer wieder auch behutsamer Sprache die dunkelsten Seiten der menschlichen Natur, die bei der unaufhaltsamen Jagd nach Macht, Ansehen, Geltung und Reichtum vor keinen Auswu?chsen und Perversionen zuru?ckschreckt. Indem er in diesem Meisterwerk Familienroman – mit all den verqueren gegenseitigen Abhängigkeiten der Figuren – und spannungsgeladenen Thriller miteinander verschränkt, liefert er ein erschreckend aktuelles und gleichzeitig fast mythisches Bild der italienischen Gegenwartsgesellschaft.
Lagioias Roman ist auch Teil eines literarischen Aufschreis einer jungen Generation italienischer Autoren, gegen eine Generation, die das Land und seine Bewohner mit Spekulation und Korruption unterwandert und damit das Gemeinwesen zerstört hat. Trotz aller Gewalt, Niederträchtigkeit und Ignoranz schimmert in seinem Roman immer auch ein literarischer Humanismus als verlorene Gegenwelt durch.
Autorenportrait
Nicola Lagioia, geboren 1973 in Bari veröffentlichte 2001 seinen ersten Roman »Tre sistemi per sbarazzarsi di Tolstoj«. Sein Roman »Riportando tutto a casa« (2009) wurde mit dem Premio Viareggio ausgezeichnet. Daneben veröffentlichte er auch Erzählungen. Von 2013 bis 2015 war er Mitglied der Auswahljury der Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Für seinen Roman EISKALTER SÜDEN (»La Ferocia«) wurde er 2015 mit dem Premio Strega, dem wichtigsten Literaturpreis Italiens ausgezeichnet. 2016 wurde er zum Direktor der Turiner Buchmesse gewählt. Nicola Lagioia lebt in Rom.
Rezension
»Das Elektrisierende des Anfangs hält über fünfhundert Seiten lang an (...). Mit der Präzision eines Insektenforschers nimmt sich Nicola Lagioia in diesem so düsteren wie erhellenden Roman sein Land vor. Solange jemand vom eiskalten Süden so lebendig erzählt, bietet die Literatur einen Fluchtraum.«
Maike Albath, Süddeutsche Zeitung
»Lagioias vierter Roman, der nun als erster in deutscher U?bersetzung vorliegt, ist ein grandioses Sittengema?lde aus dem Su?den Italiens.«
Peter Kohl, Badische Neueste Nachrichten