Beschreibung
Jahrtausendelang waren Menschen mehrheitlich zu Fuss unterwegs. Umso erstaunlicher ist es, dass die vielfältigen Formen der Fussmobilität von der Forschung bis heute weitgehend vernachlässigt wurden.
Verschiedenste Formen menschlichen Unterwegsseins basieren wesentlich auf fussgängerischer Praxis, sei es im Alltag oder zum Vergnu?gen: das Marschieren der Soldat*innen, das Spazieren der Flaneur*innen, das Wandern der Handwerksgesellen, das Pilgern, die kindliche Fortbewegung. Erst der Fort-Schritt der letzten zweihundert Jahre hat das freiwillige Zufussgehen teilweise marginalisiert: Im 19. Jahrhundert wurden «Vagabunden» und «Wanderarme» einer zunehmend rigiden Kontrolle unterworfen; in den auf Automobile ausgerichteten Städten wurden Fussgänger*innen im 20. Jahrhundert in eng abgesteckte Zonen verbannt.
Die sieben Texte leisten einen Beitrag zu einer sozial- und kulturhistorisch informierten Mobilitätsgeschichte der Neuzeit vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Sie fragen nach spezifischen historischen Praktiken, Materialitäten und Diskursen rund um das Phänomen des Zufussgehens und letztlich auch nach der Bedeutung der Fussmobilität in einer Zeit multipler planetarer Krisen.