Beschreibung
Erstmalig wird eine kompakte Darstellung der Stücke des ,Theatermachers’ Johann Nestroy vorgelegt, die einen schnellen Einblick in Handlung, Personal, Motivik und Thematik gewährt. Inhaltsangaben sollen mit Fabel, Personen und Geschehen sowie Besonderheiten des jeweiligen Stückes bekanntmachen. In gebotener Komprimiertheit und Kürze unternehmen die Autoren den Versuch, die wesentlichen Aspekte der Werke herauszuarbeiten und sie in das Gesamtwerk Nestroys einzuordnen.
Autorenportrait
Jürgen Hein, geboren 1942, 1973–2007 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Mitherausgeber und Bandbearbeiter der neuen historisch-kritischen Nestroy-Ausgabe sowie Vizepräsident der Internationalen Nestroy-Gesellschaft.
Claudia Meyer lehrt am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in der Abteilung Didaktik der deutschen Sprache und Literatur.
Rezension
Peter Branscombe (Nestroyana 22/1–2) Niemand, der es versucht hat, die Inhaltsangabe eines Nestroy-Stückes vorzubereiten, wird die Probleme der Aufgabe unterschätzen, der sich Jürgen Hein und Claudia Meyer unterzogen haben. Auch bei dem genauesten Resümee einer Posse muß ihre Eigenart, das Humorvolle der Sprache und der Situation verlorengehen. Daß Witz aber dennoch nicht fehlen muß, legen unsere Autoren dar. Ihnen dankt jeder Nestroyaner (auch der Laie, der sich auf eine Vorstellung vorbereiten will), daß der Inhalt eines jeden Stückes von nun an in einem handlichen Band vorliegt. Recht schnell lernt man den Band handhaben – und schätzen. Nach Vorwort und Hinweisen zur Benutzung kommt eine elf Seiten lange biographische Skizze, die das Wesentliche von Nestroys Leben und Laufbahn elegant und klar darbietet. Dann geht es an die einzelnen Stücke in chronologischer Folge, mit Prinz Friedrich anfangend. Nach Häuptling Abendwind folgen dann eine ausführliche, klar dargelegte Bibliographie, ein Register sämtlicher in Nestroys Stücken vorkommenden Personen (die Titel der betreffenden Stücke sinnvoll abgekürzt; eine Liste der Abkürzungen kommt gleich danach) sowie ein Inhaltsverzeichnis des ganzen Bandes. Fraglich ist vielleicht die stillschweigende Aufnahme von Zwölf Mädchen in Uniform und Ein gebildeter Hausknecht unter Nestroys Stücke – besser so aber, als daß sie gänzlich fehlen würden. Ein paar erklärende Worte wären hier wünschenswert gewesen. Gekennzeichnet nach Akt- und Szenenzahlen sind die Musiknummern (gewöhnlich mit dem Text der Refrains). Kurze Indizien von Bühnenbild sowie von Verwandlungen innerhalb eines Aktes hätten die Autoren günstig einbringen können. Namen ändern sich ab und zu: Aus Hänschen im Personenverzeichnis des Unbedeutenden wird dann Hansi; Purzel (Tannhäuser) kommt oft um sein ,e’; Wachter/Wächter wechseln einander im Jux ab; der Leser, dem Sulphur… nach SW bekannt ist, wird sich wundern, daß anstatt von dem Pastetenberg-Sohn Heinrich hier (nach HKA) von Robert die Rede ist; bei Lumpacivagabundus wird verständlicherweise der Druckfassung der Vorzug gegeben. Bei Die verhängnisvolle Faschingsnacht finden wir „Charmant, Chevalier” aufgezeichnet, wo man vielleicht „Herr von Geck” erwartet hätte; einen Hinweis auf die abweichenden Endungen dieses Stückes vermißt man allerdings. Im Resümee von Umsonst müßte man schon wissen, daß Arthur Finsters Neffen gleicht. Daß dieses Stück in einen oftgespielten Einakter umgeformt wurde, hätte Erwähnung verdient. In der Tannhäuser-Parodie ist Elisabeth Purzels Nichte, nicht seine Tochter. Zeitvertreib, hier als Einakter behandelt, wurde anfänglich in zwei Akten geschrieben. Zu bekritteln ist noch einiges: Das Buch, so attraktiv es auch ist, muß man mit beiden Händen offen halten. Lebende Kolumnentitel (Kopfzeilen mit dem Namen des betreffenden Stückes in Kurzform) wären zu wünschen gewesen. Die Personenverzeichnisse sind so eng gedruckt, daß man z. B. bei Lumpacivagabundus fast davor zurückschreckt, die ganze Liste zu lesen. (Sicher hätte es sich jedoch räumlich nicht gelohnt, jeder einzelnen Person eine Zeile zu gönnen). Schön die vielen (23? – sie sind weder numeriert noch aufgelistet) Farbbilder und Photos, auf die man im Laufe des Bandes mit Freude stößt, nützlich die Zeittafel, die das Innere des gefalteten Deckels schmückt und als Buchzeichen dient. Ein paar Druckfehler nimmt man bei einem sonst so klar und schön gedruckten Buch gerne hin. Jeder Nestroy-Freund sollte Theaterg’schichten sofort bestellen: eine wirklich empfehlenswerte Veröffentlichung, vor allem weil sie für sämtliche Nestroy-Stücke eine klare, genußreiche Inhaltsangabe bietet.