Beschreibung
Theologen und Moralphilosophen, Ärzte und Pädagogen haben die Onanie als Sünde und Laster, als Krankheit und Seuche verfolgt - und dies in einem Ausmaß und mit einer Brutalität, die an die Ketzer- und Hexenjagd erinnert. Die vorliegende Sammlung enthält zentrale Texte aus der Geschichte der Onanie-Inquisition, vom alttestamentarischen (Pseudo-) Paradigma bis zu Sigmund Freud. Zwei aufsehenerregende Dokumente von Mark Twain und zu Nietzsche sind darunter, dazu überraschende Entdeckungen bei Kant und Schopenhauer, Hölderlin und Kleist, Diderot und Flaubert, Strindberg und Tolstoj, Wedekind, Stefan Zweig und Thomas Mann. Die pointierte Einleitung des Autors umreißt die Geschichte der Onanie-Inquisition im epochalen Zusammenhang, diskutiert Ursachen ihrer Entstehung und kommentiert ausgewählte Texte so, dass aus der Perspektive des Onanie-Themas ein neues Licht auch auf die Biografie und das Gesamtwerk der Autoren fällt.
Autorenportrait
Ludger Lütkehaus, geb. 1943, ist Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Freiburg und Mitglied des deutschen P.E.N.-Zentrums. 1979 Sonderpreis der Schopenhauer-Gesellschaft. 1996 Preis für Buch und Kultur. 1997 Max Kade Distinguished Visiting Professor, University of Wisconsin-Madison. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur, Philosophie und Psychologie des 18.-20. Jahrhunderts. Im Psychosozial-Verlag ist vom Autor erschienen: Unterwegs zu einer Dingpsychologie. Für einen Paradigmenwechsel in der Psychologie (2002).