Beschreibung
Ökonomische Theorien machen in der Regel in umfassender Weise ein „Es gibt“ zur Voraussetzung. Die Welt gibt es und die Natur mit all ihren Eigenschaften und ihren Gesetzen. Es gibt den Menschen mit einem bemerkenswerten Portfolio an Fähigkeiten. Es gibt Bedürfnisse und Leidenschaften, die Geschichte und die Vernunft. Und es gibt - die Ökonomie. In der Mehrheit sind es Naturgegebenheiten, aber auch meta-physische Prinzipien zählen zu diesen Vorgaben, auf denen die ökonomische Verwertungspraxis und ihre Theorien üblicherweise beruhen. Wie aber gibt es, was auf diese Weise einfach äußerlich vorgegeben zu sein scheint? Oder gefährdet, all das einfach als vorhanden vorauszusetzen, womöglich den Erfolg aller theoretischen und praktischen Bemühungen um die Rationalisierung der Ökonomie? Das sind die Fragen, die Jacques Derrida veranlasst haben, in seinem Werk Falschgeld - Zeit geben I das aus der Ethnologie stammende geistige Erbe der ‚Ökonomie der Gabe‘ einer philosophischen ‚De-konstruktion‘ zu unterziehen.
Zum Auftakt der neuen ‚Reihe Wirtschaftsphilosophie’ nimmt Wolf Dieter Enkelmann den weiten geistesgeschichtlichen Horizont der philosophischen Gedankenbewegung Derridas auf, um deren Bedeutung für die Zukunft der Ökonomie zu rekonstruieren. Der aktuelle Hintergrund ist dabei die Notwendigkeit, für den Umgang mit den Ressourcen der Weltökonomie neue tragfähige Perspektiven auszuloten. Was über die Erschließung der ‚Gabe des Gegebenen‘ herauskommt, ist aber darüber hinaus ein klarer Begriff davon, worin Autonomie und Authentizität der Ökonomie ihren Ursprung haben.
Rezension
"Eine klare und detaillierte Gliederung des Bandes nimmt auch den mit Derrida nicht vertrauten Leser dabei an der Hand und führt ihn Schritt für Schritt in eine nicht immer leicht nachzuvollziehende philosophische Denkweise ein – regelmäßige Zwischenfazits des Autors erleichtern den Zugang zusätzlich."Björn Wagner (BW), Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena, im Portal für Politikwissenschaft, am 24.03.2011Wer glaubt, das Denken der Dekonstruktion habe nur etwas mit – literarischen und philosophischen – Texten zu tun, wird hier eines Besseren belehrt. Die Wirtschaftswissenschaften etwa pflegen auf axiomatisch eingeführten Prinzipien aufgebaut zu sein – dem Prinzip der Nutzenmaximierung, der Knappheit, der Bedarfsdeckung, der Wirtschaftlichkeit –, aber Derridas Denken richtet sich gegen solche Ursprünge, und davon könnten Ökonomen sich durchaus eine Scheibe abschneiden, wie Enkelmann zeigt – unter anderem an Figuren und Konzepten wie Eigentum, Zeit, Reziprozität, oikos und vor allem: Gabe, mit einem eigenen kleinen Abschnitt über die "Gabe des Vertrauens", das heutzutage in aller Munde ist. Günther Ortmann, Organisationstheoretiker und Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, in der "Revue für postheroisches Management" über Wolf Dieter Enkelmann, "Beginnen wir mit dem Unmöglichen. Jacques Derrida, Ressourcen und der Ursprung der Ökonomie". (abgerufen am 2.8.11)