Beschreibung
Trotz der zunehmenden Bedeutung institutioneller und evolutionärer Forschungsansätze in der Ökonomik wird die ökonomische Entwicklungstheorie nach wie vor von der Wachstumsproblematik dominiert. Eine systematische Einbeziehung institutioneller, historischer, geographischer, sozialer und politischer Faktoren sowie bedürfnistheoretischer Fragestellungen steht noch aus. Wegen der Konzentration auf (modell)theoretische Bedingungen des Wachstums sind dessen Folgen und Grenzen bislang allenfalls unter ökologischer oder ethisch-moralischer Perspektive in den Blick genommen worden.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist demgegenüber die Frage nach endogenen Wachstumsgrenzen als Folge sich verändernder sozioökonomischer Grundlagen in fortgeschrittenen Industriegesellschaften. Im Kontext der Analyse unterschiedlicher Theorien der »Langen Frist« kristallisierte sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die hierfür konstitutive menschliche Bedürfnisbefriedigung und -entwicklung als Schlüsselproblematik heraus. Es konnte gezeigt werden, daß die ökonomische Leitidee, unbegrenzte Bedürfnisse erforderten auch unbegrenztes Wachstum, auf spezifischen Prämissen und Verhaltensannahmen beruht, die keine raum-zeit-unabhängige Gültigkeit beanspruchen können.
Der säkulare Rückgang der Wachstumsraten in reifen Industrieländern kann aufgrund der Ergebnisse dieser Studie kaum als »Betriebsunfall« - etwa als Folge falscher wirtschafts- und ordnungspolitischer Weichenstellungen in der Vergangenheit - verstanden werden. Vieles spricht dafür, daß es sich um die späte Phase eines ungestörten, langfristigen, intensiven Wachstums handelt - ein der Konsumtions- und Investitionsentwicklung immanentes Phänomen mit nicht unbedeutenden Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik.