Beschreibung
Trotz der vielseitigen Rezeption der Gesammelten Werke Oscar Wildes blieben aus psychoanalytischer Sicht entscheidende Aspekte bisher unberücksichtigt: Die Autorin weist nach, daß bei der Person Wilde keine unbewußte masochistische Charakterstruktur zugrundelag, was sehr häufig und vorschnell von Mitgliedern der IpsaV behauptet wurde. Das Gesamtwerk Wildes wird weiterhin nach primärnarzißtischen Motiven untersucht, der Roman Dorian Gray wird hinsichtlich seines ödipalen Gehalts und seinen individuellen Folgen dechiffriert.
Die Kernthese des Aufsatzes lautet, daß sich Oscar Wilde aufgrund der Enttäuschung vor dem Objekt selbst mit diesem identifizierte und dadurch in Gestalt seiner eigenen Person den weitverbreiteten unbewußten Wunsch nach der Existenz einer phallischen Frau phantastisch verarbeitet erfüllte, was in entscheidender Weise zur Faszination, die durch seine Person hervorgerufen wird, beiträgt.