Beschreibung
Die aktuelle Finanzkrise wirkt auf die Realwirtschaft vor allem durch eine äußerst restriktive Kreditvergabe der Banken. Von diesem Mechanismus scheinen kleinere und mittlere Unternehmen besonders betroffen zu sein, zumal sie schon zuvor durch das 'Basel II'-Regelwerk mit rigideren Anforderungen von Seiten der Banken konfrontiert waren. Allerdings zeigt Karina Becker in dieser empirischen Untersuchung, dass die scheinbar so mechanische Kontroll- und Standardisierungslogik von 'Basel II' in der Praxis viel flexibler gehandhabt wird als gedacht. Die Mittelständler wenden eine 'Inszenierungspolitik' an, indem sie eine Mischung aus symbol- und realpolitischen Maßnahmen einsetzen, um sich auf der 'Bühne der Bonität' vertrauenswürdig, kooperativ und professionell darzustellen. Dem von den Kreditgebern ausgehenden Druck zur Veränderung der Unternehmenssteuerung und -organisation begegnen sie durch kreative Lösungen, die eigene Führungsideale und Firmentraditionen wahren. Die Banken ihrerseits antworten darauf mit einer Strategie, die Spielräume für Abweichungen von der Normierungslogik des Finanzmarkts eröffnet. Soziale Aushandlung prägt die Prozesse zwischen Kreditgeber und -nehmer stärker als ein rein technischer Vollzug.