Beschreibung
Lee Krasner und Jackson Pollock bildeten eine private und künstlerische Lebensgemeinschaft, seit sie anläßlich einer Gemeinschaftsausstellung in einer New Yorker Galerie im Jahr 1942 zusammengetroffen waren. Während Pollock jedoch in Folge zu einer der großen Künstlerlegenden dieses Jahrhunderts stilisiert wurde, konnte Krasner zu Lebzeiten nicht aus dem Schatten ihres späteren Ehemannes heraustreten. In der New Yorker Szene galt ihr Werk seinerzeit als ambitioniert, aber formal und stilistisch von Pollock abhängig, eine Beurteilung, die auch von der Kunstkritik über lange Jahre aufrechterhalten wurde. Nach Pollocks Tod verhinderte ihr Status als Künstlerwitwe und Nachlaßverwalterin weiterhin eine adäquate Betrachtung ihres eigenen Schaffens als Künstlerin. Erst in den letzten Jahren erfolgte eine vorsichtige Rehabilitierung ihres Werkes, das sicher noch keine abschließende Beurteilung gefunden hat. Es wurde bisher kaum beachtet, daß Pollocks Werk über eine lange Strecke eng mit Krasners Person verwoben ist. Ihre künstlerischen Einflüsse haben zweifellos dazu beigetragen, daß Pollock seine Energien bündeln und zu einem der profiliertesten Protagonisten der New York School aufsteigen konnte. Dieses Buch untersucht die Berührungspunkte und Überschneidungen in Krasners und Pollocks künstlerischer Vita vor und während ihrer gemeinsamen Atelierjahre. Durch chronologische Analyse der wechselseitigen Bezüge in ihrem Schaffen werden die Abhängigkeiten, aber auch die prinzipiellen Eigenständigkeiten beider dargestellt. Im Vergleich paralleler Werke aus allen Schaffensphasen kristallisieren sich die unterschiedlichen künstlerischen Zielsetzungen heraus, deren diametraler Gegensatz eine programmatische Atelierarbeit sicher nicht zuließ, aber innerhalb der Ateliergemeinschaft zur beiderseitigen Bereicherung und Selbstfindung beitrug.