Beschreibung
An einer Brücke setzt die Erinnerung ein. Won Gu ist vier Jahre alt. Auf dem Rücken des Onkels oder an der Hand der Großmutter geht auch er zum Fest auf die Man-Se-Gyo-Brücke. Sie hängen die schmutzigen Hemden der Kinder über das Brückengeländer, um vom Gott der Brücke ein sorgenfreies Jahr zu erbitten.'Vordergründig ging es wohl darum, die Ahnen zu ehren, sie zum neuen Jahr zu grüßen, doch tatsächlich drehte sich alles ums Vergnügen. Und natürlich ging es nicht um die Brücke. Diese war nur der willkommene Anlass, den Fluss zu feiern, den Song Zon Gang.'
Der Roman spielt in der Zeit, in der Korea sich nach außen öffnete und dann zum Schauplatz von Machtkämpfen der Großmächte wurde. Eine Zeit, in der sich die Welt verwan-delt. Die Auswirkungen sind heute noch zu spüren.
Und all das spiegelt sich in diesem Ort am Fluss, in dem Won Gu und seine Familie leben, und in dieser mitreißenden Geschichte einer Kindheit.
Erste europäische Kaufleute kommen in die Stadt, später russische und japanische Soldaten, die Bewohner fliehen, kehren zurück, und währenddessen passieren die kleinen alltäglichen Dramen und schöne Ereignisse.
Zugleich setzt der Autor einer Landschaft, einer Region und den Menschen, die dort leben, und ihren Lebensformen ein Denkmal.
An Su-Kil (3.11.1911–1977) ist einer der bekanntesten Autoren seiner Generation in Korea. Sein Leben, ist geprägt von verschiedenen Diktaturen, Exil und der Teilung des Landes, und das fließt in seine Literatur. In seinen Geburtsort in Nordkorea konnte er nicht mehr reisen.
Rezension
„Die früheste Erinnerung des siebzigjährigen Won Gu ist ein Volksfest, das er mit vier oder fünf Jahren inmitten einer fröhlichen Menschenmenge erlebte. Dreihundert Seiten später endet der Roman mit dem Aufbruch des nunmehr Sechzehnjährigen in die Großstadt Pusan, der Befreiung von familiärer Enge, aber auch mit der Aussicht auf kommende Schwierigkeiten. An weiß klug anzudeuten, wie Änderungen in eine scheinbar statische Gesellschaft eindringen. Die Ebene der Emotionen wird davon noch kaum berührt. Es besteht (bei schwachem Staat) eine Identifikation mit der Familie und mit ihrer Gefühlsordnung, die nach außen zu zeigen. … Der Wert des Individuums bemisst sich an äußerer Anerkennung, die gruppenbezogen ist; der Ausbruch Won Gus ist am Ende also tatsächlich Befreiung in die Moderne. … ein detailreicher Blick auf Umbruchszeiten …“ (Literaturkritik.de)