Beschreibung
Seit 1963 lebt der Schriftsteller F.C. Delius in Berlin (unterbrochen durch längere Aufenthalte in London, Bielefeld, Nijmwegen, in den USA und immer wieder Rom). Kein Wunder also, dass diese Stadt ihn in all ihren Facetten immer wieder gelockt, provoziert oder inspiriert hat. In seinen Gedichten, polemischen Texten, Romanen, heiteren Lob- oder Widerreden ist Berlin immer wieder Thema – wie dieses Album, zusammengestellt von Rainer Nitsche, aufs Schönste beweist. Dabei ist das Atmosphärische immer das Wichtigste (und am schwersten zu Beschreibende): die Mischung aus Endzeitstimmung und Abenteuerlust in den sechziger Jahren, die Fronten im Kalten Krieg zwischen Ost- und West-Berlin, zwischen utopischen Aufbrüchen und verbiestertem Festhalten am Gewohnten, die Kultivierung des Inseldaseins, die Euphorie nach 1989, der rasante Sprung ins neue Jahrtausend und die manchmal ernüchternde Landung danach.
Den unverwechselbaren Reiz seiner Beobachtungen machen immer die Widersprüche aus: die Gleichzeitigkeit von internationalen politischen Krisen und Vorort-Idyllen, von Maulheldentum und Ängstlichkeit, von Ruinen und glänzenden Fassaden, von weltstädtischer Toleranz und bellender Kleinkariertheit. Und all das in witzigen, ironischen (auch selbstironischen) und pointierten Formulierungen, die sich mit Freuden dem gängigen Bild von Berlin damals wie heute entziehen.