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Schwarze Tasche / Finsteres Fleisch

Erschienen am 01.03.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783882217124
Sprache: Deutsch
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Artaud hat wie kaum ein anderer in der Sprache gelebt. Er hat, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache gelebt. In stetem, schmerzhaftem Versuch, in ihr Herz vorzudringen, gleichbedeutend für ihn mit seinem innersten Kern. Das Hörspiel durchforscht die Korrespondenz mit Jacques Rivière (»Es würde mich nicht wundern, wenn die schwarze Tasche, die sich an jenem Tag in ihm öffnete, ihn weit mehr vom Leben abgebracht hätte als seine Krankheit.«) und die Schriften »Der Nabel des Niemandslands«, »Die Nervenwaage«, »Fragmente eines Höllentagebuchs« sowie »Die Kunst und der Tod« nach dem Ausdruck dieses inneren Kampfes. Eines Kampfes, der nicht zu gewinnen war. Eines titanenhaften, grandiosen Kampfes, der scheitern musste. »Es ist wahr, daß Artaud am Geist und durch den Geist gelitten hat. Es ist wahr, daß sein Denken Schmerz gewesen ist und sein Schmerz das unendliche Denken. Aber die Heftigkeit, die er in seltsam unschuldiger Qual erträgt, weist wie die Revolte, die sein Wort bekräftigt, und weit davon entfernt, nur Ausdruck eines persönlichen Antriebs zu sein, auf den Aufruhr, der aus der Tiefe des Seins kommt.« Maurice Blanchot

Autorenportrait

Antonin Artaud (1896-1948), Schriftsteller, Schauspieler und Theatertheoretiker, beeinflusste mit seiner Konzeption eines Theaters der Grausamkeit die Entwicklung des modernen Theaters entscheidend. Ausgelöst durch eine Erkrankung in der Kindheit war er zeitlebens in psychiatrischer Behandlung. Antonin Marie Joseph Artaud wird am 4. September 1896 in Marseille geboren. Sein Großvater, ein Großschifffahrtkapitän, hatte in Marseille eine kleine Schifffahrtgesellschaft gegründet. Artauds Vater war ebenfalls Kapitän geworden und übernahm das Familiengeschäft. Von den insgesamt neun Geschwistern überleben nur drei. Mit fünf Jahren erkrankt Antonin Artaud schwer an Meningitis. Er übersteht die Krankheit zwar, bleibt aber lebenslang Patient. Um seine Schmerzen zu erleichtern, werden ihm als Kind die Medikamente in die Speisen gemischt. Außerdem wird er mit einem damals populären neuen Gerät behandelt, einem Ozon sowie Gleichstrom erzeugenden Apparat, der an die Kopfhaut angeschlossen wird. Mit 14 Jahren gibt Artaud gemeinsam mit Schulkameraden eine Zeitschrift heraus, in der er unter dem Pseudonym Louis de Attides erste Gedichte veröffentlicht. Das erste erhaltene Gedicht schreibt er im Alter von 17 (Le navire mystique). Kurz vor seinem Schulabschluss verschlechtert sich Artauds Gesundheitszustand so sehr, dass er sich für einige Monate in ein Sanatorium begeben muss. Ab diesem Zeitpunkt kann er nicht mehr ohne Opium leben. Bis Anfang 1920 hält er sich in verschiedenen psychiatrischen Kliniken auf, unterbrochen durch den Militärdienst, den er dank Intervention seines Vaters nach neun Monaten abbrechen kann. Nach mehreren Kur- und Klinikaufenthalten, in denen er auch dichtet, zeichnet und malt, zieht er Ende 1920 nach Paris, wo er fortan ambulant behandelt wird. In den folgenden Jahren spielt er über zwanzig kleine Theaterrollen und in etlichen Filmrollen, bleibt allerdings als Schauspieler ohne durchschlagenden Erfolg. Als Mitglied der Theatergruppe Théâtre de lAtelier von Charles Dullin entwickelt er eine große Theaterbegeisterung, lässt sich aber kaum in die Gruppe einbinden. Im Herbst 1924 schließt sich Artaud, trotz stetiger Skepsis, der surrealistischen Gruppe um André Breton an. Bereits zwei Jahre später wird er, im Zuge der Krise vor der revolutionären Neuausrichtung des 2. Manifestes, offiziell wieder ausgeschlossen. Artaud hatte gemeinsam mit dem antikonformistischen Schriftsteller Roger Vitrac und dem Historiker Robert Aron das Théâtre Alfred Jarry gegründet und sich mit der surrealistischen Bewegung nicht im Sinne der anderen Vertreter identifiziert. Im Juni 1927 wird das Théâtre Alfred Jarry ohne festes Haus mit Inszenierungen von Artaud und Vitrac eröffnet. Geprägt von finanziellen Problemen, inhaltlichen Differenzen mit den Surrealisten und wechselnder Motivation der Beteiligten musste es trotz massiver finanzieller Unterstützung durch private Gönner schon zwei Jahre später wieder schließen. Während dieser Zeit ist Artaud außerdem mit wechselndem Erfolg als Schauspiellehrer, Mitarbeiter an Filmen und Publizist tätig. Anfang der 1930er-Jahre verfasst Artaud, inzwischen Mitte 30, seine wichtigsten theoretischen Aufsätze über das Theater. So entsteht 1931 Das balinesische Theater, 1932 das auf dem balinesischen Theater gründende, von ihm entwickelte Theater der Grausamkeit, sowie 1933 Das Theater und die Pest und Schluss mit den Meisterwerken. 1935 wird das von ihm geschriebene und gespielte Stück Les Cenci uraufgeführt. Es wird ein Misserfolg, woraufhin Artaud eine Reise nach Mexiko antritt. Er hält sich, von Mexiko City enttäuscht, einige Wochen bei den Tarahuma-Indianern in der Sierra Madre auf und beschäftigt sich mit altmexikanischer Kultur und deren Magie. 1937 schifft er sich ein paar Monate nach der Rückkehr aus Mexiko nach Irland ein. Dort widmet er sich mystischen Studien und der Astrologie. Unter dramatischen Umständen endet der Irland-Aufenthalt. Artaud wird in geistig verwirrtem Zustand für eine kurze Zeit inhaftiert und daraufhin ohne Geld aber im Glauben an die baldige Apokalypse nach Paris zurückgebracht. Dort wird er dann in wechselnden geschlossenen psychiatrischen Kliniken untergebracht, weil er als Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit eingeschätzt wird. Artauds Abhängigkeit von verschiedenen Drogen nimmt stetig zu. Auch muss er sich ab 1942 wieder einer Behandlung mit Elektroschocks unterziehen. Zwischendurch versucht er literarisch zu arbeiten. Durch finanzielle Unterstützung von Freunden kann er 1946 aus der Anstalt von Rodez entlassen werden. Ein Jahr später gelingt es ihm im Théâtre du Vieux-Colombier und später in einer Sendung des französischen Rundfunks nochmals, sein Theater der Grausamkeit in Vorträgen darzustellen. Antonin Artaud stirbt am 4. März 1948 in der Klinik von Ivry. Er wird vom Gärtner am Fußende seines Bettes sitzend, mit einem Schuh in der Hand, tot aufgefunden.

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