Beschreibung
Hätte Jean Lafond, der Altmeister der französischen Glasmalereiforschung, den rund 800 Scheiben umfassenden Freiburger Glasmalereibestand in der nun vorliegenden Bearbeitung gekannt, er hätte Freiburg gewiß zu den 'heiligen Städten' der Glasmalerei gezählt, hat es doch eine ungeahnte Fülle hochrangiger Werke aus mehr als drei Jahrhunderten bewahrt. Die Jesse-Scheiben aus dem spätromanischen Chor des Freiburger Münsters sind ein wohl in Köln entstandenes Hauptwerk des antikisierenden Stils um 1200, das Westfenster aus der Dominikanerkirche ein Höhepunkt der Straßburger Kunst um 1300. Zwischen 1250 und 1350 haben außerdem zwei in Freiburg ansässige Glasmalerei-Werkstätten zahlreiche Fenster für das Münster geschaffen, die in der Verquickung von kathedralem Anspruch und bürgerlichem Selbstverständnis einen unverwechselbaren Beitrag zur hochgotischen Kunst geliefert haben. Die von 1510–1540 in Freiburg tätige Ropstein-Werkstatt steuerte für Münsterchor und Kartause herausragende Werke der Frührenaissance nach Entwürfen von Hans Baldung Grien bei. Dem Leser die komplexen Zusammenhänge auf anschauliche Weise zu erschließen, ist eine neue Maßstäbe setzende Leistung der deutschen Glasmalereiforschung. Der Band ergänzt die bereits 1979 vom selben Autor vorgelegte Studie zu den Glasmalereien in Baden und der Pfalz, bei der die umfangreichen Freiburger Bestände ausgeklammert geblieben waren.
Autorenportrait
Rüdiger Becksmann, geb. 1939 in Heidelberg, studierte Kunstgeschichte in Freiburg i. Br. und Berlin (FU), Promotion 1965. Begründer und Leiter des Forschungszentrums für mittelalterliche Glasmalerei (1970–2004), Honorarprofessor der Universität Stuttgart. Herausgeber und Autor mehrerer Corpusbände der Deutschen Glasmalerei des Mittelalters sowie zahlreicher Einzeluntersuchungen zur Kunst des Mittelalters.
Rezension
'There can be little doubt that these two monumental volumes on the stained glass of Freiburg minster and related churches, published handsomely under the auspices of the international Corpus Vitrearum, count among the most impressive studies of medieval staind glass to date.'[The Burlington Magazine]//'The book thus presents not simply an indispensable analysis of all the stained glass from the city of Freiburg but a complete archive of documentary sources and a fully up-to-date bibliography of past scholarship.'[James Bugslag, The Journal of Stained Glass]//'Das Werk bereichert die wissenschaftliche Literatur auch zur Stadt- und Kirchen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, nicht zuletzt zur Problematik von Restaurierungen. Der Kenner wird Seite um Seite Entdeckungen machen; der Liebhaber sieht sich eingeladen, ein ihm schon bekanntes farbenprächtiges Fenster mit neuen Fragen anzuschauen; beide können sich zu andächtigem Meditieren anregen lassen.'[Breisgau Geschichtsverein "Schau-ins-Land"]//'Corpusbände finden gewöhnlich kein großes Lesepublikum, dennoch hat Becksmanns Publikation Chancen, ein echter Bestseller zu werden, denn die übliche Druckauflage ist bereits vorab durch Subskribenten verkauft und musste erweitert werden. Als die Bäckerzunft um 1330/40 ihr Fenster mit Brezeln und Spitzwecken signierte, hat gewiss niemand gedacht, dass einmal ein Buch über die Freiburger Glasmalerei weggehen würde wie warme Semmeln.'[Hans W. Hubert, Badische Zeitung]